Elvis-Fan Pfarrer Norbert Fink erinnert an den US-amerikanischen Sänger

Wenn Elvis betet

Veröffentlicht am 16.08.2017 um 11:00 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Heute vor 60 Jahren, am 2. Oktober 1958, kam Elvis Presley als "GI" nach Deutschland. Pfarrer Norbert Fink ist Fan des King of Rock'n'Roll – sogar dessen Frisur hat er übernommen. Er erklärt, warum die Religion im Leben des Sängers so wichtig war.

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Frage: Pfarrer Fink, Sie sind ein echter Elvis-Fan, oder?  

Fink: Ja und das schon seit meiner Jugend. Elvis lässt mich bis heute nicht mehr los. Mich faszinierten immer schon seine Musik und sein unverwechselbarer Stil. Seit damals trage ich übrigens auch die typische Elvis-Frisur und trete auch ab und zu als Elvis-Imitator auf, bei Hochzeiten zum Beispiel. Elvis ist für mich ein Superstar, er sang wie kein anderer.

Frage: Elvis war auch religiös. War er Ihnen darin ein Vorbild?

Fink: Ich wollte natürlich Priester werden und nicht Sänger, aber Elvis hat mich auch in meinem Glauben an Gott bestärkt. Er war sehr gläubig, und dieser Aspekt wird gerne vergessen. Schon von seiner Kindheit an prägte ihn die Gospel-Musik, er sang im Kirchenchor und besuchte jeden Sonntag den Gottesdienst in der Baptistengemeinde in Tupelo in Missisippi. Bis zu seinem Tod hat er übrigens während und nach seinen Konzerten immer religiöse Gospels gesungen. Das war ihm anscheinend sehr wichtig. Er hat Menschen mit seiner Musik begeistert. Darin ist er für mich gewiss ein Vorbild. So wie er, will auch ich Menschen für Gott begeistern.

Frage: War Elvis wirklich so gläubig?

Fink: Er hat selbst immer wieder betont, dass er sein Talent zu singen von Gott geschenkt bekommen hat und dass er sehr dankbar dafür ist. Eigentlich wollte er Sänger in einer Gospelgruppe werden, aber dazu kam es nicht. Er wurde abgelehnt, weil seine Stimme nicht zu der Gruppe passte. Gott sei Dank, kann man da nur sagen. So ist er dann Lastwagenfahrer geworden und hat später seine erste Platte für seine Mutter Gladys Presley aufgenommen. Und dann ging seine Erfolgsgeschichte los. Seine Liebe zu den Gospels aber blieb. Verschiedene Gospelchöre waren daher fester Bestandteil seiner Konzerte. Er las sogar während seiner Konzerte auch manchmal aus der Bibel vor.

Frage: Die Bibel war ihm wichtig?

Fink: Ja, sehr sogar. Es gibt Berichte, dass er außerdem im privaten Kreis in Graceland Bibelstunden abgehalten haben soll. Manche behaupten sogar, dass Elvis nach seiner Musikerkarriere bestimmt Prediger geworden wäre. Elvis hat sich sehr gut in der Bibel ausgekannt. Eine seiner Bibeln habe ich bei einer Ausstellung in Düsseldorf gesehen. Aufgefallen ist mir, wie viele Sätze darin unterstrichen waren und wie viele handschriftliche Notizen am Rande vermerkt wurden. Sie zeigte deutliche Spuren des Gebrauchs, die über die Zeit entstanden sind. Übrigens hat Elvis gerne religiöse Literatur gelesen. Als er am 16. August 1977 im Memphis gestorben ist, lag neben ihm am Boden ein Buch über das Angesicht Christi auf dem Turiner Grabtuch.

Frage: Woher kam sein Gottglaube?

Fink: Seine Suche nach Gott, sein starker Glaube, all das hat er von seinen tiefgläubigen Eltern mitbekommen. Er soll mal gesagt haben, dass er daran glaube, dass alles Gute von Gott komme. Er glaubte auch, dass er nicht so singen hätte können, wenn Gott es nicht gewollt hätte. Vor seinen Konzerten soll er auch immer kurz gebetet haben.

Bild: ©Norbert Fink

Pfarrer Norbert Fink vor dem Grab von Elvis Presley in Graceland.

Frage: Wird Elvis in seiner Verehrung nicht manchmal zu sehr überhöht?

Fink: Das stimmt und dieses Verhalten ist durchaus kritisch zu sehen. Elvis selbst wollte das bestimmt nicht. Gott bewahre, das war ihm sogar peinlich. Auch wenn er für manche so etwas wie eine Erlöserfigur war. Es gibt Anekdoten, die davon erzählen, dass er bei seinen Konzerten gerne als "You are the king", "Du bist der König", angerufen wurde. Er soll dann zurückgerufen haben: "Jesus ist der König".  

Frage: Manche sprechen auch davon, dass seine Konzerte wie ein Gottesdienst inszeniert wurden?

Fink: Das kann man sicher so sagen, weil ihm das Religiöse wichtig war und er in seine Konzerte einiges eingebaut hat, was religiös war. Aber es ging ihm bestimmt weniger um sich selbst, als um das, was dahinter stand. Er sang Gospellieder, er las aus der Bibel vor und dazwischen rief er den Konzertbesuchern immer wieder zu: "Gott segne euch." Wenn das nicht religiös ist? Ich glaube, das war nicht nur so eine Floskel, sondern lag ihm wirklich persönlich am Herzen. Auch bei seinem letzten Konzert hat er nochmals allen diesen Segen zugesprochen. Aber all das wird viel zu selten in den Medien erwähnt. Immer wieder wird nur das Negative gesehen, seine Tablettensucht, seine Abhängigkeiten, seine Waffensammlung. Aber Elvis hatte auch eine andere Seite. Es gibt Menschen, die davon berichten, dass sie durch seine religiöse Gospelmusik so tief berührt wurden, dass sie so zum Glauben gekommen sind. Einige davon kenne ich sogar persönlich.

Frage: Sie haben sicher seine Grabstätte in Graceland besucht?

Fink: Ja, in einem sogenannten Meditationsgarten liegt sein Grab gegenüber vom Swimmingpool, in dem er immer geschwommen ist. Das fand ich ungewöhnlich. Wer hat schon sein eigenes Grab im Garten? Aber der Ort selbst hat mich sehr berührt. Das Grab ist sehr schlicht gehalten, im Grunde ist es nur eine Grabplatte mit einer Inschrift. Neben ihm liegen seine Mutter und sein Vater, sowie seine Großmutter und sein bei der Geburt verstorbener Zwillingsbruder begraben. Viele Menschen pilgern zu dieser Gedenkstätte, etwa eine halbe Million im Jahr. Nach dem Weißen Haus ist das der am zweithäufigsten besuchte Ort in Amerika. Und die Besucherströme reißen nicht ab.

Frage: Was ist Ihnen an der Grabstätte sonst noch aufgefallen?

Fink: Ins Auge stach mir sein zweiter Vorname Aaron, der auf der Grabplatte vermerkt ist. Aaron ist der biblische Name des Bruders von Mose und bedeutet im Hebräischen "Groß ist der Name Gottes". Das klingt wie ein Vermächtnis für mich. An der Inschrift ist auch zu lesen, dass Elvis ein Mensch war, der stark auf Gott vertraut hat. Auf einer Tafel daneben las ich den Spruch: "Gott sah, dass er Ruhe brauchte, und holte ihn heim." Neben dem Grab steht auch ein riesiges Kreuz mit einer Jesus-Statue, der die Hände offen hält. Gegenüber von seinem Grab war eine bronzene Figur des heiligen Franziskus zu sehen. Franziskus streckt eine Hand aus und hält darin einen Vogel. Diese Darstellung fand ich besonders schön. Ich glaube, Franziskus war ein spirituelles Vorbild für Elvis. Übrigens hat Elvis auch ein Lied aufgenommen, das "Das Wunder des Rosenkranzes" heißt. Er besingt darin die Gottesmutter Maria und bittet sie um ihr Gebet und ihre Hilfe. Ich denke, schon damals hatte er eine gewisse Vorahnung, dass er nicht lange leben wird. Aber gerade weil er viel zu früh gestorben ist, ist er für viele Fans unsterblich geworden.

Frage: Wenn Sie Elvis im Himmel treffen würden, was würden Sie gerne mit ihm gemeinsam singen?  

Fink: Wenn wir uns im Himmel begegnen würden, dann würde ich ihn um das Lied "If I can dream" bitten. Das ist eines der wenigen Lieder, in dem er politisch wurde. Dieses Lied hat er 1968 zum Andenken an Martin Luther King gesungen, der zwei Monate zuvor erschossen wurde. Der Text gibt sinngemäß die Rede von Martin Luther King wieder. Für mich ist dieses Lied wie ein Gebet, es heißt da: "Wenn ich träumen könnte, dann würde ich dafür sorgen, dass alle Menschen in Frieden und Geschwisterlichkeit miteinander leben könnten. In der Dunkelheit da draußen flackert eine Kerze. Dieses Licht der Kerze schenkt mir die Hoffnung, dass mein Traum eines Tages wahr werden könnte."

Von Madeleine Spendier

Zur Person

Pfarrer Norbert Fink (42) ist Kreisjugendseelsorger im Oberbergischen Kreis, im Erzbistum Köln. Am 1. September 2017 wird Fink Stadtjugendseelsorger von Düsseldorf. Bekannt wurde er als Traupfarrer der katholischen Hochzeit von Daniela Katzenberger und Lucas Cordalis, die live im Fernsehen übertragen wurde und durch sein Buch "Hallo Welt, hier Kirche", das im April 2017 erschien.