Ein satirischer Wochenrückblick von Thomas Jansen zu spirituellen Supermächten

Wie wär's mit Mutter Teresa, Frau von der Leyen?

Veröffentlicht am 16.09.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
War's das?

Bonn ‐ Ein satirischer Wochenrückblick von Thomas Jansen zu spirituellen Supermächten

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Heute müssen wir leider mal über den Krieg reden. Italien hat in diesem Fach, von seinem glanzvollen Sieg über die Messdiener-Armee des Kirchenstaats 1870 abgesehen, bislang nicht gerade bella figura gemacht. Daher war es höchste Zeit, dass der Vatikan das Nato-Hinterland zur spirituellen Supermacht aufrüstet. Amtlich beglaubigter Fürsprecher der italienischen Armee bei Gott ist seit Dienstag kein Geringerer als der Love-and-Peace-Papst Johannes XXIII. Eine Entscheidung, die man nur begrüßen kann. Denn, wenn es neben Clausewitz' "Vom Kriege" noch ein Standardwerk der modernen Kriegsführung gibt, dann die Enzyklika "Pacem in terris" von Johannes XXIII. Wie sagte man früher noch: In diesem Zeichen wirst du siegen!

Und die Bundeswehr? Die ist mal wieder nur "bedingt abwehrbereit". Der "Bürger in Uniform" hat bislang keinen Schutzpatron. Die Truppe hat nur Frau von der Leyen. Die sucht für ihre Jungs ja bekanntlich gerade händeringend nach Vorbildern, die nicht mit Hitler gefrühstückt haben. Mit einem Papst als Schutzpatron hätte sich wohl die Sache mit dem "Haltungsproblem" der Bundeswehr bald von selbst erledigt. Also, Frau Verteidigungsministerin, warten Sie nicht ab, bis Benedikt XVI. heiliggesprochen wird, suchen Sie sich jetzt ihren Wunschschutzpatron aus. Es muss ja nicht immer ein deutscher Papst sein. Mutter Teresa ist auch noch frei.

Unterdessen lernen wir aus Chicago, dass offenbar auch katholische Priester zunehmend Gefallen am Dienst an der Waffe finden. Der dortige Erzbischof Blase Cupich verbot zwar in der vergangenen Woche Knarren in Gottesdiensten und Kindergärten. Aber der Franziskus-Anhänger brachte es doch nicht übers Herz jenen Priestern, die nach der Beichte gerne Rehböcke jagen oder vor der Messe Tontauben abknallen, ihr Schießgewehr im Pfarrhaus zu verbieten.

Kardinal Robert Sarah stören offenbar Smartphones im Gottesdienst mehr als Kalaschnikows. Nachdem der vatikanische Museumswärter für die Sakramente zunächst glutenfreien Hostien den Garaus bereit hatte, knöpfte er sich nun Handys und Tablets vor. Die sind für ihn "keine geweihten und für Gott reservierten Instrumente" und haben deshalb im Gottesdienst nichts zu suchen – egal, ob mit oder ohne Gluten. Ebenjener Sarah muss man dazu wissen, hat Johannes XXIII. zum Schutzpatron der italienischen Soldaten erklärt, glutenfrei und ohne Smartphone.

Von Thomas Jansen