Nur zwei Patres waren in die Herstellung eingeweiht

Kloster kommt Likör-Rezept abhanden

Veröffentlicht am 18.01.2018 um 14:00 Uhr – Lesedauer: 
Buntes

Wien ‐ Die armenischen Patres in Wien verdienten ihren Lebensunterhalt bislang mit einem hochprozentigen Getränk namens Mechitharine. Doch nun haben sie ein Problem: Niemand kennt mehr das Rezept.

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Seit 1811 wird das streng gehütete Rezept eines Kräuterlikörs in einem Wiener Kloster immer nur an zwei Personen weitergegeben. Das ist den Patres des armenischen Mechitaristen-Ordens nun zum Verhängnis geworden: Von den zwei Patres, die zuletzt in alle Geheimnisse der Herstellung eingeweiht waren, ist einer kürzlich verstorben und der andere an Demenz erkrankt. Der letzte Tropfen des würzigen Likörs könnte nun also schon gefallen sein.

"Ich weiß auch nicht, wie es passieren konnte, dass das Rezept nicht rechtzeitig weitergegeben wurde", erklärte Pater Vahan aus dem Wiener Kloster jüngst im Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit". Der Syrer mit armenischen Wurzeln lebt seit 44 Jahren in dem Kloster. Jährlich führt er bis zu 3.000 Besucher durch die Räumlichkeiten – vor allem armenische Touristen. Die Verkostung des Likörs im Klosterkeller ist fester Bestandteil der Führungen.

Für die Patres ist die Einstellung der Likörproduktion fatal, weil der Kräuterlikör ihre Haupteinnahmequelle ist. Vor mehr als 200 Jahren hatte Kaiser Franz I. den armenischen Brüdern der Mechitaristen das leerstehende Kloster überlassen – unter einer Bedingung: Der Orden dürfe seinem Staat finanziell nicht zur Last fallen. So wurden sie zu Likörherstellern. (egö)

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