"Franziskus würden sie gefallen"

Als sie auf dem Balkon ihrer jetzigen Wohnung stand und das schlichte Kreuz auf dem Kirchturm gegenüber sah, wusste sie, "hier bleibe ich". Das christliche Symbol wühlte sie auf, berührte sie zutiefst.
"Ich wollte ein Kreuz für meine Wohnung kaufen und fand nur welche, die für mich nicht die ganze Geschichte erzählt haben", erzählt sie weiter. Es ist das einfache Kreuz ohne den gekreuzigten Jesus, als ein Zeichen der Auferstehung, was ihr Hoffnung gibt.
Und weil sie kein Kreuz finden konnte, das diese Botschaft ausdrückt, begann Simone Mronga, selbst eines zu entwerfen. "Ein Kreuz, das zu mir passt, zu meinem Alltag, das greifbar ist".
Simone Mronga hat vor einigen Jahren Kreuzkunst gegründet, ein kleines Unternehmen, das Kreuze aus verschiedenen Materialien herstellt.
Die Idee wurde zur Berufung. Simone Mronga investierte ihre Ersparnisse in Materialien und Prototypen ihrer Kreuze. "Meine Freunde haben mich für verrückt erklärt", räumt sie ein. Doch bis heute hat die Endvierzigerin neben ihrem Beruf als PR-Beraterin ein zweites Standbein ihn ihrem Ein-Frau-Unternehmen "Kreuzkunst Berlin", das seine Produkte unter anderem über das Internet vertreibt.
Grundsatz: Alles ist möglich
Känguruleder, Bastgeflecht, Wachstuch - bei den Designs von Simone Wronga gilt der Grundsatz: Alles ist möglich. Ihr erstes Produkt trug den Namen Holybound - Heiliger Bund. Es ist ein aus weichen Lederbändern geflochtenes Kreuz. "Ich weiß nicht, wie oft ich es schon in der Hand gehalten und geknetet habe, wenn es mir nicht gut ging", sagt Simone Mronga.
Dem Holybound folgten kleine und große Kreuze für die Wand, aber auch Lederarmbänder mit aufgedruckten Weisheiten des Heiligen Augustinus und viele weitere Ideen. "Meine Vision ist aber vor allem, das Kreuz so ins tägliche Leben zu integrieren, das es schön ist und Kraft vermittelt."
"Eigentlich habe ich zwei linke Hände", verrät Simone Mronga. Deshalb wandte sie sich an eine Flechtmanufaktur in Berlin-Kreuzberg, um ihre Ideen dort umsetzen zu lassen. Dort stieß ihre Idee anfangs auf viel Skepsis.
Kreuze in Berlin? Geflochten? Doch Mronga ließ nicht locker, kam mit neuem Material und weiteren Vorschlägen. Damit steckte sie schließlich auch die Mitarbeiter der Manufaktur an. Seitdem werden dort manchmal auch rot gepunktete Kreuze aus Wachstuch hergestellt.
Keine Angst vor Tabubrüchen
Denn Angst vor Tabubrüchen hat Simone Mronga nicht. Ein in buntes Wachstuch gehülltes Kreuz passt nach ihrer Ansicht besser in eine Schulklasse als ein traditionelles Kruzifix mit dem leidenden Christus. "Wie wollen wir unseren Kindern den Glauben näher bringen, wenn das zentrale Symbol, das Kreuz, nicht in ihren Alltag passt?", wirbt sie um Verständnis.
Selbst ist sie in jungen Jahren aus der Kirche ausgetreten. "Ich war aber schon immer ein Gottesmensch", betont Simone Mronga zugleich. In Indien hat sie spirituelle Erfahrungen gesucht. Mit Kirche, dachte sie, hat das nichts zu tun.
Die Gemeinde, die sie von ihrem Balkon aus sieht, brachte sie zurück zur Kirche. Vor einem Jahr entschied sich Simone Mronga, wieder einzutreten. Sie glaubt, dass die Kirche frischen Wind braucht, auch bei ihren Kreuzen. "Dem neuen Papst Franziskus würden meine Kreuze gefallen", ist sie sich sicher und lacht.
Von Barbara Mayrhofer (KNA)