Kardinal Monsengwo lehnt Kandidatur ab

Kongos Katholiken wollen Kardinal als Präsident

Veröffentlicht am 06.08.2018 um 12:10 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya.
Bild: © KNA
Demokratische Republik Kongo

Kinshasa ‐ Im Dezember sind im Kongo Neuwahlen angesetzt – nach Jahren könnte der autokratisch herrschende Joseph Kabila abgesetzt werden. Doch ein Gegenkandidat fehlt. Könnte ein Kardinal die Opposition einen?

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Katholiken in der Demokratischen Republik Kongo haben den Erzbischof von Kinshasa, Kardinal Laurent Monsengwo, aufgefordert, im Herbst als Präsident zu kandidieren. Der Kardinal hat den Forderungen, die Nachfolge von Joseph Kabila anzutreten, bereits eine Absage erteilt, wie verschiedene kongolesische Medien berichten: er habe "andere Dinge zu tun".

Der Sprecher der Bewegung "Christen für Einheit und Demokratie" (DCUD), Serge Gontcho, nannte Monsengwo gegenüber Radio Okapi "eine sichere und glaubwürdige Alternative, um einen ruhigen und friedlichen Wechsel in der Demokratischen Republik Kongo zu gewährleisten". Das Land stehe seit vielen Jahren an einem Abgrund. "Die derzeitige Regierung hat keine Erfolge, und die Opposition keine Alternative." Auch der Vorsitzende der Oppositionspartei "Congo en Marche", Médard Kankolongo, setzt sich für eine Kandidatur des Kardinals ein, der nach seinem Willen ein einheitliches Oppositionsbündnis anführen soll.

Meinungsumfragen zufolge ist Monsengwo die am meisten respektierte öffentliche Person des Landes. In den 1990er-Jahren war der damalige Weihbischof von Kisangani bereits Mitglied des "Hohen Rates der Republik", die den Übergang des Kongos von der Diktatur Mobutu Sese Seko hin zu einer demokratischen Republik gestalten sollte. 1994 wurde er zum Sprecher des Übergangsparlaments gewählt, das eine neue Verfassung ausarbeiten und demokratische Wahlen vorbereiten sollte.

Katholische Gruppen unterstützen Proteste gegen Regierung

Die Demokratische Republik Kongo leidet seit mehreren Jahren unter politischer Instabilität, Korruption und Gewalt. Dabei kommt es auch immer wieder zu Übergriffen auf kirchliche Einrichtungen. Mehrere Priester wurden in den vergangenen Jahren von Rebellen entführt und getötet. Die katholische Kirche gilt in dem Land als ausgleichende Autorität und neben dem Staat einzige Organisation, die die verschiedenen Bevölkerungsteile überspannt.

2016 hatte die Kirche eine Vereinbarung zwischen Regierung und Opposition vermittelt, um einen friedlichen Machtwechsel zu ermöglichen. Teil der Vereinbarung waren Neuwahlen, die spätestens Ende 2017 hätten stattfinden sollen. Die Amtszeit des seit 2001 zunächst ohne demokratisches Mandat regierenden Präsidenten Joseph Kabila lief am 20. Dezember 2017 aus. Neuwahlen wurden jedoch immer wieder verzögert und sollen jetzt am 23. Dezember 2018 stattfinden. Seit dem Scheitern des Übergangsprozesses spielen katholische Verbände eine wichtige Rolle in den Protesten gegen die Regierung.

Sollte Monsengwo, der auch zum von Papst Franziskus einberufenen Kardinalsrat gehört, sich doch noch für eine Kandidatur entscheiden, müsste er seinen priesterlichen und bischöflichen Dienst aufgeben. Das Kirchenrecht verbietet Klerikern, politische Ämter anzunehmen, "die eine Teilhabe an der Ausübung weltlicher Gewalt mit sich bringen". Im Fall einer Wahl würde Monsengwo seitens der Kirche die Suspendierung drohen. Der ehemalige Bischof von San Pedro und spätere Staatspräsident von Paraguay, Fernando Armindo Lugo Méndez, wurde wegen seines politischen Engagements von seinen Aufgaben als Bischof entbunden und später laisiert. Auch der bekannte Dichter Ernesto Cardenal wurde von seinen priesterlichen Aufgaben suspendiert, nachdem er als Kulturminister in die sandinistische Regierung Nicaraguas eintrat. (fxn)

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Mit aller Kraft klammert sich die Regierung von Joseph Kabila an die Macht – obwohl der umstrittene Präsident sein Amt eigentlich schon vor über einem Jahr hätte abgeben müssen. Die Konsequenzen muss die Zivilbevölkerung ausbaden, sagt die Koordinatorin des Ökumenischen Netzes Zentralafrika Gesine Ames im Interview.