Ein satirischer Wochenrückblick von Felix Neumann

Meisners Resterampe

Veröffentlicht am 08.09.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
War's das?

Bonn ‐ In so einem Kardinalsleben kommt viel zusammen: vom Papst-Sammelteller bis zum Pailletten-Handtäschchen können Meisner-Fans allerlei Pretiosen ersteigern. Aber nicht nur in Köln kommt klerikaler Nachlass unter den Hammer.

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Putten! Putten! Überall Putten! Und alles muss raus! Eines der wichtigsten Ereignisse der Kölner Kunstszene wirft seine Schatten voraus: Zum zweiten Mal kommen Stücke aus Kardinal Meisners Nachlass unter den Hammer, dieser Tage wurde der Katalog vorgestellt.

Bei der ersten Runde musste noch etwas verschämt darauf hingewiesen werden, dass der verstorbene Gottesmann selbst nicht wusste, unter welchen Schätzen er sein Haupt bettete (einem Klappaltar nämlich für 400.000 Euro). Die zweite Runde zeigt: Der ästhetische Tausendsassa wusste es wohl wirklich nicht.

Doch des Kunsthistorikers Leid ist des Sparfuchses Freund, denn nun gibt es auch für den kleinen Geldbeutel einiges: Biedermeiertassen und Sammelteller, Porzellankardinäle, Napoleon und den alten Fritz in Zinn, diverse Prager Jesulein (teilweise anscheinend aus den Werkstätten des Meisters von Monchhichi), immer wieder Johannes Paul II. (als Ikone und Medaille, aus Porzellan und aus Bronze), eine erstaunlich große Zahl an Tierfiguren auf und aus Halbedelsteinen (besonders erschwinglich: Edelsteinhahn auf Mineralsockel, 50 Euro) sowie ein apartes Pailletten-Handtäschchen (30 Euro) sind nur ein kleiner Teil der fast 600 Gegenstände in der Auktion.

Der Katalog präsentiert einen eminenten Eklektiker, der noch bei jedem Schrottwichteln gewonnen hat (oder verloren) – und er liefert Anhaltspunkte dafür, warum sein eigenes Domkapitel damals "vergessen" hatte, ihn bei der Innenausstattung des Doms einzubeziehen.

In Köln gibt es demnächst nur Bilder des Meisner-Freunds Johannes Paul II. In Washington dagegen ging diese Woche eine veritable Berührungsreliquie über den Ladentisch, die den heiligen Papst in ein ganz bodenständiges Licht taucht – denn wer kennt das nicht: Mit dem Ford fort, mit dem Zug heim, und ganz ähnlich ging es 1978 auch Karol Wojtyła. Nach Rom hatte er's mit seinem gerademal zwei Jahre alten Escort noch geschafft, zurück nach Polen ging es für ihn erst im Jahr darauf – ohne seinen Ford. Kein Wunder, dass dieses Gefährt kein Hit auf dem Gebrauchtmarkt war: Für bloß 120.000 US-Dollar rollte es dieser Tage vom Hof des Autohändlers. Beim letzten Verkauf im Todesjahr Johannes Pauls II., 2005, war der marienblaue Escort noch fast sechsmal soviel wert.

Der selbst für Gebrauchtwagen rapide Preisverfall hängt wohl auch mit kirchenrechtlichen Problemen zusammen, für die auch erfahrene Oldtimersammler selten ausgestattet sind. Mit der zwischenzeitlichen Heiligsprechung wird der Ford zur Reliquie. Und gemäß der Instruktion "Le Reliquie nella Chiesa" (2007) müssen derartige heilige Gegenstände nach Möglichkeit "in versiegelten Schaugefäßen verwahrt werden. Auf jeden Fall sind sie in religiöser Gesinnung aufzubewahren und zu ehren, wobei jede Form von Aberglaube oder Vermarktung zu vermeiden ist".

Daher: Dann doch lieber eine Johannes-Paul-II.-Bronze kaufen, die höchstens Meisner berührt hat. Denn zumindest während des gegenwärtigen Pontifikats ist dessen Aussicht auf Heiligsprechung eher dubios.

Von Felix Neumann

Themenseite: War's das?!

"War's das?!" fragt katholisch.de in seinem satirischen Wochenrückblick. Im Wechsel lassen verschiedene Autoren freitags die zu Ende gehende Woche Revue passieren. Mit einem Augenzwinkern blicken sie auf Kurioses und Bemerkenswertes in der katholischen Welt zurück.