"Pastorale Prozesse": Kein Thema für eine Osterpredigt

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Ostersonntag im Würzburg. Es ist ein herrlicher Tag. Zum Hochamt ist der Kiliansdom voll wie nie. Viele Menschen sind festlich gekleidet. Das Philharmonische Orchester spielt, der Domchor singt die Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart. In der Kathedrale herrscht eine Atmosphäre hochgestimmter, feierlicher Andacht. Bis Bischof Franz Jung mit seiner Predigt beginnt. An diesem höchsten Fest der Christenheit, dem Tag der Auferstehung Jesu Christi, spricht der Bischof über kirchliche Strukturreformen.
Ja, er nutzt das Osterevangelium als Metaphernsteinbruch für die organisatorischen Umbrüche in Deutschlands katholischer Kirche. Von "pastoralen Prozessen" ist da die Rede. Von "Dekanatsbesuchen", "Hauptamtlichen vor Ort", von der Finanzkammer und dem bischöflichen Bauamt. "Auferstehung, nicht Wiederbelebung" lautet Jungs Programm – heißt: Angesichts der Veränderung kirchlicher Strukturen möge man doch nicht nur dem Vergangenen hinterhertrauen, sondern konstruktiv in die Zukunft schauen.
Natürlich ist das ein wichtiger Appell. Aber er ist an diesem Tag und zu dieser Stunde völlig fehl am Platze. Denn im Dom sitzt keine Versammlung von Funktionären und Gremienvertretern. Jemand hat in der Nacht geweint und sehnt sich nach seelischer Erhebung. Eine Familie ist hier, weil ihr Kind als Ministrant eingeteilt ist. Manch einer will einfach nur Mozart hören. Aber sie alle haben heute ein Recht darauf, die Osterbotschaft verkündet zu bekommen: Christus ist auferstanden. Der Tod ist besiegt. Den Menschen ist die Aussicht auf ein Leben in der Ewigkeit und Herrlichkeit Gottes eröffnet. Die meisten Anwesenden werden keine Ahnung haben, was ein "pastoraler Prozess" sein soll. Und das müssen sie auch nicht.
Am Ende sagt der Bischof, es komme für die Kirche darauf an, missionarisch zu sein. Das stimmt, aber seine Predigt ist das Gegenteil davon. Sie zeigt, wie sehr die Kirche in ihrer institutionellen Selbstbezüglichkeit feststeckt. Und das hindert sie daran, aufzubrechen und die Frohe Botschaft zu verkünden.