Man wolle "eucharistische Gastfreundschaft" praktizieren

Protestanten dürfen bei Messe in evangelischer Kirche zur Kommunion

Veröffentlicht am 19.02.2020 um 11:10 Uhr – Lesedauer: 

Genf ‐ Werden Protestanten bei einer Messe in Genf zur Eucharistie eingeladen? Das Bistum spricht von "eucharistischer Gastfreundschaft". Man habe schon lange eine sehr gute Beziehung zu den evangelischen Christen der Stadt.

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Bei der ersten katholischen Messe in der reformierten Peterskathedrale in Genf seit fast 500 Jahren soll eine "eucharistische Gastfreundschaft" praktiziert werden. Man heiße "all jene willkommen, die sich zum Empfang des Leibes Christi melden", teilte eine Sprecherin des Bischofsvikariats in Genf gegenüber katholisch.de mit. Vorher hatte es Berichte gegeben, laut denen Protestanten zum Empfang der Eucharistie explizit eingeladen würden. Der Präsident des evangelischen Gemeinderates hatte gegenüber "Protest Info" gesagt, es sei normal, dass Protestanten in Genf bei ökumenischen Gottesdiensten die Kommunion empfangen.

Die Sprecherin der katholischen Kirche in Genf betonte, dass Protestanten an der katholischen Feier teilnehmen könnten. Dass diese Messe überhaupt möglich sei, liege an den "exzellenten Beziehungen, die über viele Jahre zwischen den beiden christlichen Kirchen aufgebaut wurden".

Erste Messe seit fast 500 Jahren

Die Peterskathedrale in der Innenstadt des schweizerischen Genf war bis 1535 die Bischofskirche des katholischen Bistums, danach wurde sie die reformierte Hauptkirche der Stadt. Sie ist überregional bekannt, weil der Reformator Johannes Calvin dort 23 Jahre lang wirkte. Am 29. Februar soll dort nun die erste katholische Messe seit der Reformation gefeiert werden.

Die Einladung dazu kam laut Bistum vom evangelischen Gemeinderat. Es handele sich um eine "Geste der Brüderlichkeit", um auf dem Weg der Ökumene voranzukommen. Die katholische Kirche habe das "mit großer Dankbarkeit" begrüßt. Man wolle mit dieser Feier gegenseitiges Vertrauen und  Freundschaft signalisieren.

Passend zum Beginn der Fastenzeit solle in der als Vigil zum ersten Fastensonntag gefeierten Messe um Vergebung für die Sünden gegen die Einheit der Christen gebetet werden. Der Bischofsvikar für Genf der Diözese Lausanne, Genf und Freiburg, Pascal Desthieux, wird am Altar zelebrieren.

Laut Kirchenrecht dürfen generell nur katholisch getaufte Christen die Kommunion empfangen. Angehörige anderer Kirchen können die Eucharistie erhalten, wenn sie "von sich aus darum bitten und in rechter Weise disponiert sind" sowie der Vatikan das erlaubt (Can. 844 CIC). (cph)