Im Mittelpunkt stehen sei eine bleibende Versuchung

Bischof Oster: "Ich war der Klassenkasper"

Veröffentlicht am 20.04.2020 um 12:44 Uhr – Lesedauer: 

Passau ‐ "Ich stand gerne im Mittelpunkt, ich war der Klassenkasper", bekennt der Passauer Bischof Stefan Oster. Den Willen zum Anführer-Sein aus Kindertagen habe er zwar später abgelegt – doch gerade im Bischofsamt bleibe die "Versuchung des Mittelpunkts".

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Stefan Oster (54), Bischof von Passau, war nach eigenem Bekunden schon als Kind oft der Anführer in seinem Freundeskreis. "Ich stand gerne im Mittelpunkt, ich war der Klassenkasper", bekannte Oster in einem Interview mit der "Passauer Neuen Presse" (Montag). Einmal sei er von seiner Mutter "zur Schnecke gemacht worden", weil ihr seine Lehrerin beim Elternabend erzählt hatte, "dass ich immer im Mittelpunkt stehen will. Und das hat mich tief getroffen. Ich habe gespürt: Die Lehrerin hat recht!"

Von da an habe er sich vorgenommen, dafür zu sorgen, "dass die anderen auch gesehen werden", sagte Oster. Er habe sich sozusagen "eine basisdemokratische Einstellung angeeignet". Als Priester sei er dann aber wieder im Mittelpunkt gestanden. "Wenn ich sage 'der Herr sei mit euch', antworten alle anderen. Wenn ich aufstehe, stehen die anderen auf. Das war ein komisches Gefühl." Gerade auch im Bischofsamt gebe es "bleibend die Versuchung des Mittelpunkts". Deshalb frage er sich immer wieder neu: "Verkündest du wirklich das Evangelium? Oder doch nur dich selbst? Das ist sehr entscheidend."

Oster wurde 2014 von Papst Franziskus zum Bischof von Passau ernannt. Er ist ausgebildeter Journalist und trat 1999 in den Ordern der Salesianer Don Boscos ein. Bis zur Schließung der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Benediktbeuern im Jahr 2013 war er dort Professor für Dogmatik. In der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist er Vorsitzender der Jugendkommission. (tmg/KNA)