Wiederentdeckte Malereien Raffaels ab sofort im Vatikan zu sehen
Im Vatikan sind ab sofort zwei während einer Restaurierung aufgetauchte Malereien des Künstlers Raffael zu sehen. Demnach handelt es sich jeweils um eine Allegorie – also eine bildliche Darstellung – der Gerechtigkeit und der Freundschaft, wie "Vatican News" am Sonntag berichtete. Bereits 2017 hatten Medienberichte über die Entdeckung die Runde gemacht, damals war jedoch nicht ganz klar, ob beide Figuren von derselben Person gemalt wurden.
"Iustitia" und "Comitas", so die Namen der in Öl gemalten Figuren, wurden im Saal des Konstantins wiederentdeckt, die Teil der sogenannten Stanzen des Raffael sind. Dabei handelt es sich um Gemächer im Apostolischen Palast, die Raffael und seine Schule ausmalten. Ansonsten ist der Saal des Konstantin mit Fresken gestaltet, einer Technik der Wandmalerei, bei der die Pigmente auf frischen Kalkputz aufgetragen werden. Bei den Figuren habe Raffael eine dünne Schicht aus Gips auf die Wand aufgetragen und darauf in Öl gemalt.
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Die Entdeckung habe eigentlich bereits am 20. April bei einem internationalen Raffael-Symposium im Vatikan bekanntgegeben werden sollen. Die Veranstaltung konnte bedingt durch das Coronavirus jedoch nicht stattfinden. Endgültig entfernt worden waren die Tücher, die die Malereien bisher verdeckten, am 13. Mai. Wann die Museen im Vatikan öffnen können, sei noch nicht bekannt; der Zeitpunkt stehe laut Vatikan jedoch "unmittelbar bevor", heißt es in dem Medienbericht. Dabei können demnach Besucher auch die wiederentdeckten Malereien von draußen begutachten.
Der Saal der Konstantins ("Sala di Costantino") ist ein 18 mal 12 Meter großer Raum, den einst der Medici-Papst Leo X. (1513-1521) zur Repräsentation nutzte. Seit fünf Jahren wird er restauriert: Drei Wände sind bereits fertiggestellt worden, im Sommer soll die Restaurierung der vierten Wand und der Decke folgen. Die Wände zeigen vier Szenen aus dem Leben des römischen Kaisers Konstantin (306-337 n. Chr).
Der Maler und Architekt Raffaello Sanzio da Urbino (1483-1520), genannt Raffael, starb noch vor Vollendung des Werks im Alter von 37 Jahren. Man nimmt an, dass Raffaels Schüler, darunter Giolio Romano, die Wände fertigstellten. Die ursprüngliche Balkendecke ließ Papst Gregor XIII (1572-1585) durch das heutige Gewölbe ersetzen. (mpl)
