Bei ausländischen Geistlichen gehe es um das "richtige Maß"

Schweizer Bischof will Priesterzahl in Diözese reduzieren

Veröffentlicht am 14.12.2020 um 11:44 Uhr – Lesedauer: 

Fribourg ‐ Zu viele Gottesdienste für zu wenige Gläubige? Charles Morerod, Bischof des Schweizer Bistums Lausanne, Genf und Freiburg, will die Zahl der Priester in seiner Diözese halbieren. Im Fokus sollen dabei besonders ausländische Geistliche sein.

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Charles Morerod, Bischof des Schweizer Bistum Lausanne, Genf und Freiburg, will die Zahl der Priester in seinem Bistum um rund die Hälfte auf 170 reduzieren. "Das ist eine allgemeine Einschätzung, die auch die Alterung der Priester und der praktizierenden Katholiken mitberücksichtigt", sagte Morerod am Sonntag dem Schweizer Portal "kath.ch". Die Umsetzung des Plans solle teilweise über die "natürliche Entwicklung" geschehen, also die Demografie. "Für den Rest muss man das richtige Maß finden bei der Aufnahme der zahlreichen Priester, die in die Schweiz kommen möchten."

Zuerst hatte die "Neue Zürcher Zeitung" am Samstag von den Plänen berichtet. Grund für die anvisierte Halbierung der Priesterzahl sei, dass es zu viele Gottesdienste für zu wenige Gläubige gebe. Die Reduktion soll demnach vor allem bei den ausländischen Priestern geschehen. Das liege unter anderem daran, dass sich die Differenzen mit ihnen in letzter Zeit häuften. Aktuell arbeiten 345 Priester in der Westschweizer Diözese.

Warnung vor "Brain Drain"

Gegenüber "kath.ch" sagte Morerod weiter, die Reduktion der Priesterzahl solle nicht nur über die ausländischen Geistlichen geschehen. "Aber mit dem Älterwerden der Schweizer stellt sich die Frage nach einem Ersatz durch Priester aus anderen Ländern." Der Vatikan warne zudem regelmäßig vor der Tendenz, an einer Art "Brain drain", also dem Abzug gut ausgebildeter Kräfte, aus den Diözesen der Dritten Welt mitzuwirken. "Das würde den Diözesen ihre menschlichen Ressourcen entziehen", betonte der Bischof. Dass sich die Probleme mit ausländischen Priestern in den letzten Monaten gehäuft hätten, bestätigte Morerod nicht. Allerdings gebe es "teilweise deutliche kulturelle Unterschiede". Die Ankunft von ausländischen Priestern könne jedoch auch nützlich sein, "etwa in einer Diözese, in der mehr als 60 Prozent der Katholiken ausländischer Herkunft ist".

Das Bistum Lausanne, Genf und Freiburg erstreckt sich über das Gebiet der Kantone Freiburg, Genf, Neuenburg und Waadt. Es besteht aus ungefähr 230 Pfarreien, die in 50 Seelsorgeeinheiten organisiert sind. Auf dem Diözesangebiet leben rund 650.000 Katholiken. Das Bistum ist zudem in fünf sogenannte Vikariate unterteilt, für die jeweils ein Bischofsvikar zuständig ist. Bischöfliche Delegierte für den deutschsprachigen Teil der Diözese und damit den Bischofsvikaren gleichgestellt ist seit 1. August die Laienseelsorgerin Marianne Pohl-Henzen. (mal)