Viele Erinnerungen und Bilder

Zum ersten Jahrestag am 26. November wollen Angehörige und Freunde der Toten sowie die Überlebenden des Unglücks in einem Gottesdienst im Neustädter Münster der Opfer gedenken. Es soll eine stille, ruhige Feier werden - so wünschen es sich die Betroffenen. "Der Jahrestag ist ein sehr sensibles Datum. Da kommen viele Erinnerungen und Bilder wieder hoch. Gerade die Menschen mit geistiger Behinderung haben nur einen sehr dünnen emotionalen Schutzmantel", sagt Caritas-Psychologin Susanne Schmid, die seit Monaten die überlebenden Werkstättenmitarbeiter betreut.
Auch ein Jahr nach dem Unglück, so die Psychologin, sei längst nicht alles verarbeitet. "Einen Schlussstrich kann es nicht geben. Das Unglück hat vieles für immer verändert und wir müssen immer wieder neu schauen, wie wir damit umgehen", sagt auch Rainer Gantert, Vizevorstand des Caritasverbands Freiburg-Stadt, zu dem die Werkstätte gehört. Wichtig sei, den behinderten Werkstättenmitarbeitern genügend Zeit und Unterstützung im Umgang mit dem Erlebten zu gewähren. "Gerade zum Jahrestag sind unsere Psychologen wieder als Ansprechpartner da."
Auch bei der heiklen Frage der Rückkehr in die zerstörten Werkstatträume haben sich die Verantwortlichen Expertenrat eingeholt. So können die Werkstättenmitarbeiter mitentscheiden, wie die alten, neuen Räume gestaltet werden sollen. "Wir brauchen einen Mittelweg, nicht alles neu, aber auch nicht einfach alles beim Alten lassen", so Gantert.
Anteilnahme in der Region war große Hilfe
Derzeit sind die rund 100 Mitarbeiter mit Behinderungen in drei Ausweichquartieren in Löffingen und Neustadt untergebracht. So konnte ihr Arbeitsalltag weitergehen, der vielen Selbstvertrauen gibt und Lebensinhalt ist. Auch die Geschäftskontakte zu den Kunden der Werkstätte, die hier etwa einfache Metallarbeiten in Auftrag geben, konnten weitgehend erhalten bleiben. "Dafür sind wir sehr dankbar", so Gantert. Auch Psychologin Schmid betont, dass die "große Anteilnahme" der Region in den vergangenen Monaten eine große Hilfe gewesen sei. Jetzt aber naht ein Ende des Provisoriums, bis Ende März soll die Werkstätte an alter Stelle neu eröffnet werden.
Die Brandkatastrophe in einer Behindertenwerkstatt in Titisee-Neustatt hat Spuren hinterlassen.
Unklar ist noch, zu welchem Ergebnis die staatsanwaltlichen Ermittlungen zum Unglück kommen beziehungsweise gekommen sind. Die Ermittlungen sind abgeschlossen, demnächst - wohl aber erst nach dem Jahrestag - soll es eine Erklärung geben, ist zu hören. Die Behörde hatte wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Brandstiftung ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Klar ist, dass alle Brandschutzmaßnahmen auf dem neuesten Stand waren. Die Feuerwehr war nach nur wenigen Minuten vor Ort. Die Rettungspläne funktionierten, rund 100 Mitarbeiter konnten in Sicherheit gebracht werden. Die 14 Toten starben alle im Raum, in dem das Gas explodierte.
Eine Frage bleibt, warum der Ofen in der Werkstatt und nicht im Freien getestet wurde. Und ob eventuell eine entsprechende Vorschrift verletzt wurde. Die Caritasmitarbeiterin, die den tragischen Fehler beging, indem sie die Gasflasche nicht richtig zudrehte, kam selbst ums Leben. "Aus dem Kreis der Überlebenden und Angehörigen der Toten gibt es keine Schuldzuweisungen oder Vorwürfe", so Ganter. Für die Betroffenen des Unglücks kamen bislang rund 320.000 Euro an Spenden zusammen. Bei vielen waren finanzielle Notlagen entstanden. Wenn alle Gelder ausgezahlt sind, will die Caritas offenlegen, wozu die Spenden genutzt wurden. Am 26. November steht indes das Gedenken an die Toten im Vordergrund.
Von Volker Hasenauer (KNA)