"Theologische Botschaft" der Reform von 2015 werde oft nicht verstanden

Dekan der Römischen Rota: Ehenichtigkeitsprozesse noch immer zu langsam

Veröffentlicht am 20.04.2021 um 14:09 Uhr – Lesedauer: 

Madrid/Vatikanstadt ‐ Vor mehr als fünf Jahren hat Papst Franziskus die Regeln für Verfahren zur Feststellung einer Ehenichtigkeit entscheidend vereinfacht. Doch trotz der Reform dauern entsprechende Prozesse immer noch zu lange, klagt einer der obersten Kirchenrichter.

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Der Dekan der Römischen Rota, Alejandro Arellano Cedillo, hat beklagt, dass kirchliche Ehenichtigkeitsprozesse auch mehr als fünf Jahre nach einer umfassenden Reform durch Papst Franziskus noch immer zu lange dauern. "Die Langsamkeit und die unnötigen Verzögerungen" der Prozesse seien eine "regelrechte Ungerechtigkeit", die zu großen Schäden bei den betroffenen Gläubigen führen könnten, sagte der Vorsitzende des zweithöchsten Gerichts der katholischen Kirche am Montag dem spanischen Magazin "Vida Nueva". Zwar habe die Reform aus dem Jahr 2015 dazu beigetragen, Ehenichtigkeitsverfahren zu beschleunigen und generell zu vereinfachen. Die Gründe für die oft langen Prozesse seien jedoch noch nicht komplett überwunden.

Die Reform habe zudem mit der Schwierigkeit zu kämpfen, dass ihre "theologische und ekklesiologische Botschaft" oft nicht verstanden werde, so Arellano weiter, der seit Ende März an der Spitze des Kirchengerichts steht. Der Papst habe mit dem neuen Gesetz "die Armen ins Zentrum" rücken wollen. Durch die Reform hätten die Ehenichtigkeitsverfahren ein "erneuertes Interesse" erlebt, nicht nur seitens der Lehre und des Kirchenrechts, sondern auch als "Instrument, um sich der verwundeten Gläubigen anzunehmen, die sich von der Kirche getrennt fühlen".

Der Dekan der Rota hob hervor, dass Franziskus mit den neuen Regelungen auf die gegenwärtige "Krise des Ehesakraments" habe antworten wollen. "Irreguläre Situationen" der Gläubigen sollten durch "schnelle, einfache, zugängliche und kostenfreie" Prozesse gelöst werden. Gleichzeitig betonte Arellano, dass Ehenichtigkeitsverfahren nicht für alle Fälle eine Lösung bieten würden; diese Ansicht sei eine "Instrumentalisierung" der Reformen des Papstes. Außerdem werde die kirchliche Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe davon nicht berührt.

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Die Arbeit der Kirchengerichte sei ein "Dienst an der Gerechtigkeit" und ein "wesentlicher Teil der pastoralen Mission der Kirche, die das Wohl der Menschen sucht", sagte Arellano. Der Dienst der Rota Romana müsse von "pastoraler Liebe beseelt sein". Denn hinter jeder Aktenseite verberge sich "das Antlitz eines Menschen mit seinem Schmerz, seinen Sehnsüchten und seinen Hoffnungen, die großen Respekt und Aufmerksamkeit" seitens des Gerichts verdienten.

Papst Franziskus hatte mit seinem Motu proprio "Mitis Iudex Dominus Iesus" aus dem Jahr 2015 die kanonischen Verfahren für Ehenichtigkeitserklärungen grundlegend vereinfacht. So ist etwa eine zweite Instanz bei der Entscheidung über die Nichtigkeit einer Ehe nicht mehr zwingend vorgeschrieben. Nach der Veröffentlichung der Reform hatte es Kritik aus der Kurie an den neuen Gesetzen gegeben, wie Medien damals berichteten. So wurde etwa die Fokussierung auf die Beschleunigung der Verfahren kritisiert, die zu einer Zunahme von Ehenichtigkeitsprozessen führen würde. (rom)