Vatikan kritisiert Sterbehilfe für Kinder in Belgien

"Monströs" und "grausam"

Veröffentlicht am 16.02.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Sterbehilfe

Vatikanstadt ‐ Als "monströs" und "grausam" wertet Kardinal Elio Sgreccia (85), früherer Leiter der Päpstlichen Akademie für das Leben, das neue Sterbehilfegesetz in Belgien. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte er am Wochenende, für belgische Kinder liefen nun "Abtreibung und Euthanasie zusammen". Es sei "schrecklich, wenn man nur daran denkt, was da geschieht!", so Sgreccia.

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Der Kardinal bezog sich auf einen juristischen Vorstoß vor wenigen Monaten, mit dem sich zwei Wissenschaftler Abtreibungen sogar nach der Geburt ausgesprochen hatten. Ihre Begründung: Krankheit oder Missbildung müssten als akzeptierte Gründe für einen Schwangerschaftsabbruch juristisch gesehen doch auch noch nach der Geburt gelten. "Es ist monströs, was mit Kindern geschieht, nicht nur vor, sondern auch nach der Geburt", kommentierte Sgreccia. In der Welt fehle es an Liebe, "denn ein bisschen Mitleid und menschliches Mitgefühl würde doch schon genügen, um bestimmte Dinge auszuschließen".

Dennoch sieht der Kardinal bereits erste Anzeichen für einen Umschwung bei der Beurteilung von Sterbehilfe. Die "Käseglocke" über der westlichen Welt in Form von Wohlstand, Lust, Nutzen sei zerbrochen. Sie habe bislang dazu geführt, "dass man das Glas des Glücks schnell hinunterkippt und dann, mit dem Leben selbst, hinter sich wirft".

Kritik von Kirche und Politikern aus ganz Europa

Das Parlament in Brüssel hatte am Donnerstag aktive Sterbehilfe an Minderjährigen freigestellt. Die belgischen Bischöfe verurteilten diesen Schritt als ein "Verbrechen", "das den Weg freimacht für weitere Attentate auf das Leben". Scharfe Kritik kam auch aus dem Ausland, unter anderem aus Deutschland. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe sagte, das Beispiel Belgiens zeige, "wie eine vermeintlich eng begrenzte Legalisierung aktiver Sterbehilfe innerhalb weniger Jahre auf eine schiefe Ebene immer weitergehender Patiententötungen führt".

Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz sprach von einem verhängnisvollen Weg des belgischen Parlaments. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) forderte unterdessen einen massiven Ausbau der der Palliativmedizin und der Hospizbegleitung. Scharfe Kritik kam auch aus Österreich von dem dortigen "Familienbischof" Klaus Küng. Er sprach von einem "Tag, an dem man nur tieftraurig" sein könne. "Leider wird dieses Gesetz den Druck auf leidende Kinder, ihre Eltern und die Ärzte erhöhen, sich für den Tod zu entscheiden. Und der belgische Schritt wird unheilvolle Signalwirkung für Europa und die Welt haben," so der Bischof von St. Pölten. (luk/KNA)