Bischof nimmt "Hildesheimer Erklärung" entgegen

Wilmer: Homosexuellen Paaren liturgisch und pastoral gut begegnen

Veröffentlicht am 29.06.2021 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 

Hildesheim ‐ Das Nein des Vatikan zur Segnung homosexueller Paare ist auf Unverständnis und Protest gestoßen – auch bei Verbänden im Bistum Hildesheim. In einer Erklärung haben sie protestiert. Bischof Heiner Wilmer nahm das Schreiben nun entgegen.

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Bischof Heiner Wilmer hat die "Hildesheimer Erklärung" mehrerer Verbände zum Nein der Glaubenskongregation zur Segnung homosexueller Partnerschaften entgegengenommen. Der Bischof betonte bei der Übergabe am Montag durch Vertreter von 36 Verbänden und kirchlichen Einrichtungen, dass der "wertschätzende Umgang mit homosexuellen Menschen in der Kirche […] völlig zu Recht ein wichtiges Thema des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland" sei. Es sei wichtig, die Debatte darüber zu führen, wie man homosexuellen Paaren liturgisch und pastoral in einer guten Weise begegne. "Es geht darum, die heutigen Lebenswirklichkeiten von gleichgeschlechtlichen Gemeinschaften zu würdigen, ohne damit das Sakrament der Ehe zwischen Mann und Frau in Frage zu stellen", so Wilmer.

In der Ende März verabschiedeten Hildesheimer Erklärung "Segen für diese Welt"  betonen Verbände und Einrichtungen aus dem Bistum, darunter der Diözesanrat der Katholik*innen, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und mehrere seiner Mitgliedsverbände, die Katholisch Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) und mehrere Hochschulgemeinden, dass in der Diözese an vielen Orten Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Identität gleichberechtigter Teil der Kirche seien. "Gottes Segen gilt ihnen und ihren partnerschaftlichen Beziehungen – denn er gilt ohne Ausnahme allen liebevollen Beziehungen", so die Erklärung.

Sexualethik in konstruktiven Dialog mit humanwissenschaftlichen Standards bringen

Der Glaubenskongregation gelinge es nicht, "die Sexualethik der Kirche und die ihr zugrundeliegende Schöpfungstheologie in einen konstruktiven Dialog mit heutigen humanwissenschaftlichen Standards zu bringen". So werde Menschen Leid zugefügt und die Lehrautorität der Kirche beschädigt. "Daher widersprechen wir der dem Dokument zu Grunde liegenden sexualethischen und theologischen Begründung und gleichermaßen der daraus abgeleiteten Positionierung des Lehramtes. Ebenso widersprechen wir dem Sprachgebrauch des Dokuments, das homosexuelle Menschen nicht als gleichwertigen Teil der Kirche anspricht, sondern ihnen in einem vermeintlichen Akt der Barmherzigkeit begegnet", so die Erklärung weiter. Die Kirche dürfe Paaren, die sich lieben und ihren gemeinsamen Weg in Verantwortung und Treue gehen wollten, den Segen nicht verweigern.

Die Glaubenskongregation hatte Mitte März den Bestrebungen, Segnungen für homosexuelle Partnerschaften einzuführen, eine deutliche Absage erteilt. Das auf der Webseite des Presseamtes veröffentlichte Responsum zur Frage "Hat die Kirche die Vollmacht, Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts zu segnen?" besteht aus der klaren Antwort "Nein" sowie einer theologischen Erläuterung. Es sei demnach "nicht erlaubt, Beziehungen oder selbst stabilen Partnerschaften einen Segen zu erteilen, die eine sexuelle Praxis außerhalb der Ehe (das heißt außerhalb einer unauflöslichen Verbindung eines Mannes und einer Frau, die an sich für die Lebensweitergabe offen ist) einschließen, wie dies bei Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts der Fall ist", so die erläuternde Note. Die Äußerung der Kongregation war international und vor allem in Deutschland auf großen Widerstand gestoßen. Unter anderem hatten über 2.000 Seelsorger erklärt, weiterhin homosexuelle Paare zu segnen. Anfang Mai fanden deutschlandweit Segensfeiern für Liebende unter dem Motto "#liebegewinnt" statt. (fxn)