Münchner Kardinal schreibt an die Gläubigen seines Erzbistums

Nach abgelehntem Amtsverzicht: Marx sagt neu "Ja" zu seinem Dienst

Veröffentlicht am 23.07.2021 um 10:19 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Im Juni hatte Papst Franziskus den angebotenen Amtsverzicht von Kardinal Reinhard Marx abgelehnt. Jetzt sagt Marx in einem Schreiben neu "Ja" zu seinem Dienst als Münchner Erzbischof. Zugleich deutet er jedoch an, bei Bedarf möglicherweise erneut einen Amtsverzicht anzubieten.

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Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sagt nach seinem von Papst Franziskus abgelehnten Amtsverzicht neu "Ja" zu seinem Dienst als Erzbischof von München und Freising. Das schreibt Marx in einem Hirtenwort, das an diesem Wochenende in allen Pfarreien der Erzdiözese bekannt gemacht werden soll. "Meinen Dienst als Bischof verstehe ich nicht als ein Amt, das mir gehört und das ich verteidigen muss, sondern als einen Auftrag für die Menschen in diesem Erzbistum und als Dienst an der Einheit der Kirche", so der Kardinal wörtlich. Keinesfalls werde er künftig "einfach weitermachen, als sei nichts geschehen".

Mit Blick auf seinen angebotenen Amtsverzicht schreibt Marx, dieser habe nach dem kirchlichen Missbrauchsskandal ein Zeichen sein sollen, "dass ich für all das persönlich und als Amtsträger Mitverantwortung übernehmen muss, denn als Bischof stehe ich für die Kirche ein, auch für das, was in der Vergangenheit geschehen ist". Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern und den diözesanen Gremien werde er nun überlegen, was es bedeuten könne, nicht einfach zur Tagesordnung überzugehen. Gleichzeitig deutet er an, bei Bedarf möglicherweise erneut einen Amtsverzicht anzubieten: "Wenn sich eine neue Situation ergibt oder veränderte Umstände, die meinen Dienst grundsätzlich in Frage stellen, werde ich prüfen, ob ich nicht erneut das Gespräch mit dem Heiligen Vater suchen sollte", so Marx wörtlich.

Seit 2010 "weicht für mich nicht der Schock"

Marx hatte dem Papst in einem Anfang Juni bekannt gewordenen Brief seinen Rücktritt als Erzbischof angeboten. In dem Schreiben an das Kirchenoberhaupt betonte der 67-Jährige damals: "Im Kern geht es für mich darum, Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten." Auch Marx wird vorgeworfen, sich im Umgang mit mutmaßlichen Missbrauchsfällen nicht immer richtig verhalten zu haben, etwa in seiner Zeit als Trierer Bischof von 2002 bis 2008. Eine Woche nach Bekanntwerden des Briefs lehnte Franziskus den angebotenen Amtsverzicht jedoch ab. Wörtlich schrieb der Papst an Marx: "Das ist meine Antwort, lieber Bruder. Mach weiter, so wie Du es vorschlägst, aber als Erzbischof von München und Freising."

In seinem Hirtenwort an die Gläubigen des Erzbistums stellt Marx mit Blick auf die Gründe für seinen angebotenen Amtsverzicht fest: "Einschneidend bleibt für mich die Erkenntnis, dass im Raum der Kirche so viele Menschen Unheil und Leid erfahren haben und nach wie vor daran schwer tragen." Seit dem Jahr 2010, in dem die Tragweite des sexuellen Missbrauchs in der Kirche bekannt geworden sei, "weicht für mich nicht der Schock, dass dies Schreckliche von Amtsträgern und Mitarbeitern der Kirche geschehen ist und wir Bischöfe das möglicherweise nicht immer intensiv genug gesehen haben oder sehen wollten", so der Kardinal. (stz)