Bonner Stadtdechant Picken: Gibt viel Kritik an Woelkis Führungsstil

Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken sieht nicht die kirchenpolitische Einstellung Kardinal Rainer Maria Woelkis, sondern dessen Führungsstil als Ursache für den Konflikt mit den Kölner Katholiken an. In der Vergangenheit habe es viele Probleme gegeben, "die mit dem menschlichen Verhalten des Kardinals in Verbindung gebracht werden", sagte Picken der Kölnischen/Bonner Rundschau (Samstag): "Schließlich gibt es bei vielen erhebliche Kritik an seinem Führungsstil. Sie denken, er treffe seine Entscheidungen heimlich, fühlen sich bei Beratungen nicht hinreichend ernst genommen und reklamieren eine fehlende Partizipation." Es werde entscheidend sein, wie Woelki dem begegne: "Aus seinem Hirtenwort ist das noch nicht konkret ersichtlich." Grundsätzlich habe man im Erzbistum Köln angesichts großer Herausforderungen "keine Zeit zur weiteren Nabelschau", warnte Picken: "Sie wäre unverantwortlich."
Gelichzeitig habe der Stadtdechant den Verdacht, "dass man durchaus respektieren würde, wenn der Erzbischof sich in manchen theologischen Fragen von der Mehrheitsauffassung absetzt, wie es sein Vorgänger, Kardinal Meisner getan hat". Das müsse man auch von einer toleranten und demokratischen Gesellschaft erwarten dürfen.
Im Zusammenhang mit der vom Erzbistum getragenen Kölner Hochschule für Katholische Theologie erinnerte Picken an frühere Zusagen Woelkis: "Bisher gab es die Zusicherung des Erzbischofs, dass die Hochschulfinanzierung durch eine Stiftung und nicht durch Kirchensteuermittel erfolgen würde." Zudem sei versprochen worden, dass es keine Verlagerung der Priesterausbildung gebe - Kölner Priesteramtsanwärter studieren derzeit in Bonn. Picken: "Sollte sich nun herausstellen, dass diese Zusagen nicht belastbar waren, könnte das den bereits im Raum stehenden Verdacht verstärken, die Gremien seien nicht richtig informiert worden. Das wäre eine Katastrophe für einen Prozess der Vertrauensbildung."
Picken hob hervor, dass Woelki im Umgang mit queer orientierten Menschen "keinen Kurs der Diskriminierung" verfolge, und empfahl: "Er könnte also das Thema abräumen und klarstellen, dass er die Diversität des Menschen respektiert und im Übrigen bei Mitarbeitern auf eine fachliche und menschliche Qualifikation Wert legt." (bod/KNA)
21.03.2022, 09:25 Uhr: Überschrift und ersten Satz präzisiert; 2. Absatz ergänzt