Erstmals im Hauptamt
Der Amtsantritt Rinks, der bereits seit 15. Juli im Dienst ist, bildet damit eine Zäsur in der Geschichte der Evangelischen Seelsorge in der Bundeswehr. Was dies für das Profil des Amtes für Folgen hat, muss sich noch zeigen. Dass Dutzmann nicht weiterhin in Personalunion für die Bundeswehr zuständig sein sollte wie seine Vorgänger Hermann Kunst (1956-72), Heinz-Georg Binder (1985-94) und Hartmut Löwe (1994-2003), erklärte der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider mit der zunehmenden Belastung: Die Herausforderungen seien nicht zuletzt durch die Auslandseinsätze der Bundeswehr "in hohem Maße" gewachsen.
Die EKD, deren kirchlicher Status als Gemeinschaft lutherischer, reformierter und unierter Landeskirchen innerprotestantisch durchaus umstritten ist, hat damit nun neben der "Auslandsbischöfin" Petra Bosse-Huber einen zweiten hauptamtlichen Bischof. Wobei das Amt des Auslandsbischofs vor allem protokollarischer Natur ist: Es ist verbunden mit der Leitung der Hauptabteilung "Ökumene und Auslandsarbeit" im Kirchenamt der EKD und des Amtes der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK) in Hannover.
Militärbischof wird vom Rat der EKD benannt
Der Militärbischof nimmt demgegenüber die kirchliche Leitung der Militärseelsorge wahr. Unter anderem feiert er Gottesdienste mit Soldaten, vertritt die Militärseelsorge nach außen, führt die Geistlichen in ihre Aufgaben ein und ist ihr Seelsorger. Er steht in keinem Dienstverhältnis zur Bundeswehr, sondern er wird vom Rat der EKD benannt und ist der Kirche verantwortlich.
Bischof Franz-Josef Overbeck.
Finanziert wird der neue Militärbischof - anders als das Militärbischofsamt - deshalb auch nicht vom Bund, sondern aus dem Haushalt der Evangelischen Seelsorge für die Bundeswehr. Dieser speist sich vor allem aus den Kirchensteuern der evangelischen Soldaten. Der Haushaltsausschuss der EKD-Synode habe die nötigen Mittel bereitgestellt, sagte ein Sprecher der EKD der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) nach der Berufung Rinks im Frühjahr. Die Mehrkosten der Personalentscheidung seien "im Rahmen des Gesamtvolumens des EKD-Haushalts von rund 200 Millionen Euro abbildbar - insbesondere angesichts der Wichtigkeit" des neuen Amtes.
Rink hatte bereits 2008 für ein Bischofsamt - das des Kirchenpräsidenten der EKHN - kandidiert, war damals aber unterlegen. "Das Amt des Militärbischofs ist sehr nahe an dem, was ich hier schon seit Jahren praktiziere: Pastor Pastorum, also Seelsorger der Seelsorger zu sein", sagt der bisherige Propst. Der dreifache Vater hat Erfahrung mit brenzligen Situationen: Nach seinem Abitur an der katholischen Stiftsschule Sankt Johann in Amöneburg ging Rink, der damals noch Becker hieß, mit dem Internationalen Versöhnungsbund und der katholischen Friedensbewegung Pax Christi nach Nordirland und leitete dort jeden Sommer ein Friedenscamp für evangelische und katholische Jugendliche in Portadown. "Damals habe ich erfahren, wie sich Bürgerkrieg anfühlt."
Unterstützung für Bundespräsident Gauck
Dass Teile der Kirchen die Auslandseinsätze der Bundeswehr bis heute massiv ablehnen und das gerade in der ostdeutschen Friedensbewegung auch für die Militärseelsorge insgesamt gilt, ist Rink bewusst. "Aber es gibt Situationen, in denen der Einsatz bewaffneter Truppen als Ultima ratio nötig ist", sagt der ehemalige Student von Wolfgang Huber, Wilfried Härle und Eilert Herms. "Und zwar, um überhaupt wieder eine Rechtsordnung in Kraft zu setzen."
Noch vor der offiziellen Amtseinführung zu seiner sechsjährigen Amtszeit musste Rink bereits zu den Auslandseinsätzen der Bundeswehr Stellung beziehen. Dabei stellte er sich hinter Bundespräsident Joachim Gauck , der von militärischem Engagement als letztem Mittel gesprochen und damit Kritik auf sich gezogen hatte. Zugleich mahnte Rink ein dreifaches Nachdenken an, "bevor wir uns für den Waffeneinsatz entscheiden".
Von Benjamin Lassiwe und Norbert Zonker (KNA)
