Absage auch an Demokratisierungs-Forderungen in der Kirche

Kardinal Duka: Abschaffung des Zölibats bringt keine Lösung

Veröffentlicht am 30.06.2022 um 12:34 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Abschaffung des Zölibats, mehr Demokratie: Geht es um die Zukunft der katholischen Kirche, werden diese Forderungen oft laut. Der ehemalige Prager Kardinal Dominik Duka zeigt sich in beiden Fällen skeptisch: Entscheidend sei etwas anderes.

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Der emeritierte Erzbischof von Prag, Kardinal Dominik Duka (79), hat sich angesichts der innerkirchlichen Debatte um die Abschaffung des verpflichtenden Zölibats für Priester skeptisch gezeigt. "Es gibt keine Religion ohne Zölibat", sagte Duka im Interview in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung "Die Tagespost". Berufungen fehlten in allen christlichen Kirchen, in den anderen noch mehr als in der römisch-katholischen Kirche. "Und was den Zölibat betrifft, zitiere ich einen griechisch-katholischen Bischof, der einmal sagte: 'Es gibt Probleme mit dem Zölibat, aber andere haben ohne Zölibat andere Probleme.'"

Weder die Abschaffung des Zölibats noch die Zulassung von Frauen zum Weiheamt seien Wege zur Lösung des Problems, so Duka weiter. "Wir brauchen wissenschaftliche Theologie, nicht nur narrative Theologe. Und Identität sowie die Bereitschaft, zu dienen." Außerdem seien "lebendige" Christen nötig. Theologen hingegen bezeichnete der ehemalige Prager Erzbischof als "ängstlich": So hätten sich in der Debatte um die "Ehe für alle" in Tschechien Ärzte, Juristen und Psychologen klar dagegen ausgesprochen, "die Theologen nicht".

Skeptisch zeigte sich Duka auch hinsichtlich Forderungen, die Kirche demokratischer zu gestalten. Seiner Ansicht nach ist das Verständnis von Demokratie zu jeder Zeit ein anderes: Die klassische Auffassung von Demokratie im antiken Griechenland unterscheide sich grundlegend vom heutigen Demokratiebegriff. Katholiken müssten zwar "seriös beobachten und abwägen", wo demokratische Prozesse nötig und entsprechende Kompetenzen gefragt seien. Allerdings verändere sich die Kirche nicht so sehr durch Papiere: "Es waren die Männer und Frauen der Zeit, die die Kirche erneuert haben. Solche Männer und Frauen brauchen wir auch heute."

Warnung vor einer "Kulturrevolution"

Die Gender-Theorie sieht Duka als große Gefahr für die Gesellschaft. Es stehe eine "Kulturrevolution" bevor, der es um "die totale Vernichtung unserer menschlichen Identität von Anfang an" gehe. "Wenn Menschen nicht in Mann und Frau unterschieden werden, als was dann?" Problematisch sei zudem, dass die Mehrheit der Katholiken diese Entwicklung als positive Veränderung betrachte. In Tschechien seien die jungen Männer und Frauen in Seminaren und Klöstern auf die "neuen Ideologien" nicht vorbereitet. "Wir müssen wieder einmal für unsere christliche Zivilisation kämpfen wie im 16. Jahrhundert zur Zeit des Konzils von Trient."

Kritisch äußerte sich Duka zur Rolle Roms bei dieser Auseinandersetzung. Dort sei die Kirche "stärker denn je mit technischen und ökologischen Problemen beschäftigt", wofür sie allerdings keine Kompetenz habe. "Wir können nur die theologischen und ethischen Fragestellungen beurteilen." Doch in Europa habe die Kirche den "missionarischen Elan" weitgehend verloren.

Dominik Duka war seit 2010 Erzbischof von Prag und wurde 2012 zum Kardinal ernannt. Am 13. Mai dieses Jahres nahm Papst Franziskus Dukas Rücktrittsgesuch an, welches dieser bereits 2018 anlässlich seines 75. Geburtstags eingereicht hatte. Sein Nachfolger Jan Graubner, der bisherige Erzbischof von Olmütz, wird am kommenden Samstag in sein neues Amt eingeführt. (mal)