Schick war 20 Jahre lang Erzbischof von Bamberg

Papst nimmt Rücktritt von Erzbischof Schick an

Veröffentlicht am 01.11.2022 um 12:21 Uhr – Lesedauer: 

Bamberg ‐ 20 Jahre lang war Ludwig Schick Erzbischof der Erzdiözese Bamberg. Nun hat Papst Franziskus überraschend sein Rücktrittsgesuch angenommen. "Dankbar und zuversichtlich scheide ich aus dem Amt", schreibt Schick – und will wichtige Zukunftsentscheidungen einem jüngeren Nachfolger überlassen.

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Papst Franziskus hat das Rücktrittsgesuch des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick angenommen. Das teilten das vatikanische Presseamt und das Erzbistum Bamberg am Dienstag zeitgleich mit. Mit seinem Rücktritt wolle Schick die bevorstehenden "wichtigen Entscheidungen und Weichenstellungen im Erzbistum" einem jüngeren Nachfolger überlassen, heißt es in einer Pressemitteilung des Erzbistums. "Vernunft und Verantwortung" hätten ihn bereits im ersten Quartal des Jahres zu dieser Überzeugung kommen lassen. In einer Privataudienz im April habe er dem Papst daher seinen Rücktritt angeboten. Schick war 20 Jahre lang Erzbischof in Bamberg. Das Domkapitel werde nun zeitnah einen Administrator wählen, der bis zur Ernennung eines Nachfolgers durch den Papst das Erzbistum leiten wird, teilte die Erzdiözese mit.

"Ich habe meine Aufgaben im Erzbistum erfüllt und abgeschlossen", schreibt Schick in einem persönlichen Brief an die Menschen im Erzbistum, der ebenfalls am Dienstag veröffentlicht wurde. Papst Franziskus habe ihn zunächst darum gebeten, weiter im Amt zu bleiben. "Nach nochmaligem Vortragen meiner Gründe hat er meiner Bitte Ende September dann entsprochen", so Schick. Der Amtsverzicht sei nun wirksam geworden. In seinem Brief weist Schick auf bevorstehende Personalentscheidungen im Erzbistum und auf die Umsetzung der Reformbeschlüsse des Synodalen Wegs und des weltweiten synodalen Prozesses hin, die die zwei Jahre bis zu seinem 75. Geburtstag weit überschritten hätten. Dankbar und zuversichtlich scheide er aus dem Amt, so Schick. Das Schreiben endet mit den Worten: "Ich bin dankbar, dass ich am Allerheiligentag ausscheiden darf und die Erzdiözese Bamberg sowie die ganze Kirche Jesus Christus und allen Heiligen für eine segensreiche Zukunft anvertrauen kann."

Auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) teilte der Sprecher des Erzbistums mit, dass Schick nicht aus gesundheitlichen Gründen oder aufgrund der Debatte um die Missbrauchstaten des früheren Pfarrers einer oberfränkischen Gemeinde zurückgetreten sei. In dem Ort war bekanntgeworden, dass der 2005 verstorbene Geistliche seit 1963 immer wieder zum Täter wurde. Schick hatte mehrfach für das Vorgehen früherer Bistumsleitungen in dem Fall um Vergebung gebeten. Er selbst habe erst nach dem Tod des Pfarrers von den Vorwürfen erfahren.

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In einem Brief würdigte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, das "vielfältige und langjährige Wirken" von Erzbischof Schick. Seinen Rücktritt habe er in einer mehr als turbulenten Zeit eingereicht. "Du schaust auf eine lange und bewegte Zeit zurück. Fast ein Vierteljahrhundert warst Du Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz und hast Dich engagiert eingebracht, Debatten wesentlich mitgeprägt und warst unsere sichere Instanz in allen Fragen des kirchlichen Rechts", heißt es in einer Pressemitteilung der DBK am Dienstag. Mit Sachverstand, Humor, Präzision und den nötigen Nachfragen aber auch Ideen und Perspektiven habe er die DBK bereichert.

Bätzing würdigte zudem die 15 Jahre, in denen Schick Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz war. "Du bist dahin gegangen, wo sonst niemand hinreist: in Krisengebiete der Welt, an Orte, wo das Elend zum Greifen nahe ist. In entlegensten Gegenden, wo kaum ein Besucher hinkommt, warst Du zu Hause." Mit "ausgestreckten Händen" sei er auf die Menschen zugegangen und habe die Solidarität aus Deutschland vermittelt. "Wie kein anderer hast Du weltweite Brücken gebaut und Solidarität gelebt. Dir ist es zu verdanken, dass die Verantwortung für die verfolgten Christen lebendig ist in unserer Kirche. Ihnen galt Dein selbstloser Einsatz."

Söder: "Wir werden ihn als Bischof sehr vermissen"

Der Münchener Kardinal Reinhard Marx zeigte sich nach Angaben seiner Pressestelle überrascht vom Rücktritt Schicks und würdigte dessen Verdienste. Sein Engagement habe "vor allem den Menschen an den Rändern gegolten, die Mangel, Not und Verzweiflung erleben mussten", sagte Marx laut einem Statement vom Dienstag. "Das Evangelium dort zu verkünden und Wirklichkeit werden zu lassen, indem diesen Menschen Hilfe und Unterstützung zukam, war sein Anliegen." Marx, der Erzbischof von München und Freising und zugelich Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz ist, dankte Schick für sein Wirken als Bischof und wüschte dem Erzbistum Bamberg eine "gute Nachfolgeregelung".

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bedauerte in einem Tweet den Rücktritt von Schick. "Wie schade: Erzbischof Ludwig Schick ist ein großartiger Theologe", schrieb der Politiker am Dienstag. Die Bayerische Bischofskonferenz verliere mit ihm eine "wichtige und ausgleichende Stimme aus Franken". Schick habe das Erzbistum "hervorragend geführt, war nah bei den Menschen, zukunftsorientiert und demütig", so der Protestant Söder. "Wir werden ihn als Bischof sehr vermissen." 

Schick wurde 1949 in Marburg geboren und 1975 in Fulda zum Priester geweiht. 1995 wurde er Generalvikar im Bistum Fulda, 1998 Weihbischof. Ab 1985 war er Inhaber des Lehrstuhls für Kirchenrecht an der Theologischen Fakultät in Fulda, bis er 2002 zum Erzbischof von Bamberg ernannt wurde. Von 2006 bis 2021 war er Vorsitzender der Kommission Weltkirche der DBK. Mit Erreichen ihres 75. Lebensjahres müssen Bischöfe dem Papst ihren Rücktritt anbieten. (cbr)

01.11.22, 15.30 Uhr: Ergänzt um weitere Details zu den Rücktrittsgründen von Erzbischof Schick und Reaktion von Ministerpräsident Markus Söder.

01.11.22, 17.45 Uhr: Ergänzt um Reaktion von Kardinal Reinhard Marx