"Maria 2.0" wendet sich gegen "Zeugeneinschüchterung"

Nach Anzeige gegen Meisner-Sekretärin: Protest vor Woelkis Haus

Veröffentlicht am 28.01.2023 um 17:16 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Bei der Strafanzeige gegen eine ehemalige Meisner-Sekretärin nach deren Zeugenaussagen vor Gericht ist aus Sicht von "Maria 2.0" eine rote Linie überschritten worden. Die Initiative hat deshalb nun protestiert – vor dem Haus von Kardinal Woelki.

  • Teilen:

An der Demonstration der Initiative "Maria 2.0" vor dem Arbeits- und Wohnhaus des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki haben am Samstag nach Veranstalterangaben etwa 60 bis 70 Menschen teilgenommen. "Es war eine gute, respektvolle Veranstaltung", sagte die Sprecherin von "Maria 2.0", Maria Mesrian.

Die Gruppe hatte angekündigt, gegen "Zeugeneinschüchterung" protestieren zu wollen. Hintergrund ist die Anzeige eines Priesters gegen die Sekretärin des früheren Kardinals Joachim Meisner. Die Frau hatte vor Kurzem vor dem Kölner Landgericht eine Aussage gemacht, die auf Grenzüberschreitungen des Pfarrers gegenüber Jugendlichen hindeutet. Über das Verhalten des Priesters habe sie Woelki um das Jahr 2010 informiert. Dennoch beförderte der Erzbischof den Geistlichen einige Jahre später.

Die Sekretärin trat im Rahmen eines presserechtlichen Verfahrens als Zeugin auf. Darin will Woelki der "Bild"-Zeitung die Darstellung untersagen lassen, er habe den Priester befördert, obwohl er belastende Inhalte aus dessen Personalakte in Form einer Polizeiwarnung und eines Gesprächsprotokolls gekannt habe. Der Kardinal weist das per eidesstattlicher Versicherung zurück: Er habe vor der Beförderung nur von einem lange zurückliegenden und nicht strafbaren sexuellen Kontakt des Mannes mit einem Prostituierten gehört sowie von "weiteren Gerüchten", also von unbewiesen gebliebenen Vorwürfen.

Mesrian: "Wir nehmen das alles nicht schweigend hin"

In diesem Zusammenhang ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln gegen Woelki wegen des Vorwurfs, er habe möglicherweise eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben. Auch in einem weiteren Fall gibt es Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörde wegen einer anderen eidesstattlichen Versicherung des Erzbischofs.

Nach der Zeugenaussage der Sekretärin hatte der Priester Strafanzeige gegen die Frau erstattet. Er wirft ihr uneidliche Falschaussagen vor. Sie erhielt zudem eine zivilrechtliche Abmahnung mit der Aufforderung, eine Unterlassungserklärung abzugeben. Woelki selbst hat keine rechtlichen Schritte gegen die Frau eingeleitet.

Das kirchliche Strafverfahren gegen den Pfarrer endete vor Kurzem mit einem Freispruch. Der Geistliche darf wieder als Priester tätig sein, allerdings weder in der Kinder- und Jugendarbeit noch in der Pfarreiseelsorge oder in leitender Position. "Wir nehmen das alles nicht schweigend hin", betonte Mesrian am Samstag. Es seien "rote Linien" überschritten und dies bei dem Protest in Statements auch deutlich worden. "Wir ermutigen alle Menschen trotz der Einschüchterungsversuche der Gegenseite, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Unsere Unterstützung und Solidarität gilt euch, weil auch wir möchten, dass das Lügen aufhört", hieß es in einer Stellungnahme von "Maria 2.0". Von Woelki forderte die Initiative, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Insgesamt müsse ein Herumstochern "in einem sumpfigen Morast aus Ausreden und Ausflüchten, aus juristischen Haarspaltereien" ein Ende haben. (KNA)

29.01.23, 14.20 Uhr: Ergänzt um weitere Details im letzten Absatz.