Standpunkt

Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare: Wirklich nur ein Segen?

Veröffentlicht am 27.04.2023 um 00:01 Uhr – Von Pater Max Cappabianca – Lesedauer: 

Bonn ‐ Der Synodale Weg hat sich für die Segnung homosexueller Paare ausgesprochen – betont aber, dass sie kein Sakrament sei. Das ist unehrlich, kommentiert Max Cappabianca. Die Wahrheit mache die Debatte nicht einfacher, aber ehrlicher.

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Dass künftig alle Paare, die sich lieben, gesegnet werden sollen, also auch Beziehungen von homosexuellen Menschen, von Wiederverheirateten und sogar von ungetauften Paaren, ist als einer der großen Fortschritte des Synodalen Wegs gefeiert worden. Beeindruckend war die hohe Zustimmungsrate unter den Synodalen: Für den Handlungstext votierten 92,6 Prozent der Delegierten und 80,8 Prozent der Bischöfe, obwohl der Handlungstext klar im Widerspruch zu einer Note der Glaubenskongregation steht. Diese hatte 2021 festgestellt, dass die Kirche "keine Vollmacht habe, gleichgeschlechtliche Beziehungen zu segnen". Es sei "nicht erlaubt, Beziehungen oder selbst stabilen Partnerschaften einen Segen zu erteilen, die eine sexuelle Praxis außerhalb der Ehe (das heißt außerhalb einer unauflöslichen Verbindung eines Mannes und einer Frau, die an sich für die Lebensweitergabe offen ist) einschließen, wie dies bei Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts der Fall ist", so das vatikanische Dikasterium.

Dennoch war die hohe Zustimmung auf der Synodalversammlung in Deutschland wohl möglich, weil in dem Beschluss deutlich wird, dass es sich bei einem solchen Segen nicht um ein Sakrament handeln soll, das die Verbindung begründet. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, betonte in der Folge immer wieder klar den Unterschied zur sakramentalen Ehe.

Besser den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach, scheinen viele zu denken und geben sich mit dem Beschluss zufrieden, wohlwissend wie prekär er mit Blick auf Rom und Teilen der Weltkirche ist. Noch vor wenigen Jahren wäre eine solche Öffnung der Kirche auch in Deutschland undenkbar gewesen, und es schwebt über diesem Segen weiterhin das Damoklesschwert eines neuerlichen Verbots durch Rom.

Ehrlichweise ist die sakramententheologische Unterscheidung der Segnungen von hetero- und homosexuellen Beziehungen aber sehr problematisch und kann eigentlich nur kirchenpolitisch begründet werden. Welche Elemente einer Beziehung fehlen homosexuellen Paaren denn, die bei heterosexuellen vorhanden sind? Wenn es die Fähigkeit zur Nachkommenschaft wäre, dann dürften auch heterosexuelle Paare jenseits der 50 nicht mehr zu einer sakramentalen Ehe zugelassen werden. Die geschlechtliche Komplementarität? Warum sollte diese die Sakramentalität begründen? Das biblische Zeugnis? Zeitgebundene Aussagen können keine definitive Lehre begründen. In der lateinischen Kirche kommt das Sakrament durch das Jawort zustande. Warum ein solches Jawort bei homosexuellen Paaren nicht zu einem Sakrament führen soll, ist schwer zu nachzuvollziehen.

Wenn in der Kirche die Diskussion um Segnungen für Paare, die sich lieben, weitergeführt wird, dann sollten wir in dieser Hinsicht ehrlich sein und eingestehen, dass der Beschluss des Synodalen Wegs in sich die Tendenz birgt, zukünftig nicht nur in heterosexuellen Paarsegnungen einen sakramentalen Charakter zu erkennen. Das macht die Debatte mit Blick auf die Weltkirche nicht einfacher, aber ehrlicher!

Von Pater Max Cappabianca

Der Autor

Der Dominikaner Max Cappabianca ist Leiter der Katholischen Studierendengemeinde Hl. Edith Stein in Berlin.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.