Theologinnen-Kritik: Auch nach Weltsynode entscheiden die Mächtigen
Das Theologinnen-Netzwerk "AGENDA" hat kritisiert, dass auch nach dem Abschluss der Weltsynode weiterhin Kleriker darüber entscheiden, wer an kirchlichen Entscheidungen beteiligt wird. "Die Weltsynode hat (zum wiederholten Mal) gezeigt: Solange diejenigen, die mit kirchlicher Leitung und damit Entscheidungsgewalt ausgestattet sind, entscheiden, wer legitim und an prominenter Stelle reden und sich beteiligen darf, bleibt die Beteiligung 'aller Getauften' eine Beteiligung derer, die in der Gunst oder im Sichtfeld der Mächtigen stehen", schreiben die Theologinnen in einem Gastbeitrag für das Portal "feinschwarz.net" (Donnerstag). Dass die Bewertung der Ergebnisse der Synode unterschiedlich ausfalle, liege auch an der Ungleichzeitigkeit der Ereignisse und Dynamiken in der Weltkirche. "Was die einen als wegweisende und tiefgreifende Reform der Beratungs- und Entscheidungsstrukturen der römisch-katholischen Kirche betrachten, wirkt für andere wie aus der Zeit gefallen, weil demokratische Mitbestimmung in vielen Bereichen des Lebens nicht mehr wegzudenken ist."
Vor allem in Bezug auf den Diakonat der Frau seien Irritationen und Unverständnis über die Verschiebung der Diskussion und Entscheidung laut geworden. In der Formulierung des Abschlussdokuments, dass diese Frage offenbleibe, sähen die Einen die einzige kompromissfähige Formel. "Andere wiederum fragen sich, wann der eigene Langmut zu einem Ende finden muss, der bereits viele Jahrzehnte seit der Würzburger Synode, auf der diese Frage bereits vor einem Durchbruch zu sein schien, andauert", schreiben die Theologinnen. "Für viele Gläubigen – nicht nur in Deutschland – ist der Geduldsfaden längst gerissen." Das Netzwerk wolle daher ein Zeichen setzen: "Auch eine Verschiebung der Entscheidungen ist machtvolles Handeln und übergeht die Stimmen der Menschen, deren Langmut am Ende ist."
Am Ende des Gastbeitrags gehen einzelne Frauen auf die Aussage des Papstes ein, die Zeit sei noch nicht reif, um über den Diakonat der Frau zu entscheiden. So fordert die Dichterin und Theologin Regina Illemann, auch die Berufungen von Frauen zu Weiheämtern zu prüfen. "Die Zeit ist reif, in der Kirche nicht länger Männer zu bevorzugen." Würde die Kirche auch Frauen weihen, würde sie den Gläubigen gerechter, "denen sie mit einseitig männlicher Verkündigung und mit Sakramenten, die nur Männer spenden dürfen, aktuell eben nicht gerecht wird". Die Hochschulseelsorgerin Kerstin Rehberg-Schroth mahnte, die Zeit sei "reif und überreif", um nicht nur über den Diakonat der Frau nachzudenken, sondern "alle Ämter für alle zu öffnen". "Ja, die Zeit ist schon fast vergoren, dass Frauen längst dieselben Türen offenstehen müssten, durch die Männer wie selbstverständlich treten." Die Vorsitzende des Bundesverbandes der Gemeindereferenten, Michaela Labudda, betonte, dass diakonische Arbeiten und priesterliche Dienste immer zu ihrer Aufgabenbeschreibung gehört hätten. "Mir persönlich fehlt die Weihe nicht. Alles, was ich wirke, kann ich auch ohne Weihe tun." Gott selbst finde Wege, in Begegnungen Heilszeichen zu legen. In der Wirkung seien diese Handlungen also sakramental, aber keine Sakramente. "Unserer Kirche fehlt hier die Weihe zur Tätigkeit. Die Zeit ist reif, die gelebte Wirklichkeit zu legitimieren." (cbr)