Pläne für Ende von Liturgiestreit vorgestellt
Der syro-malabarische Liturgiestreit soll Anfang Juli endgültig beigelegt sein. Alle strittigen Themen sollen bis zum Fest des Apostels Thomas am 3. Juli gelöst sein, sagte der Sekretär des Priesterrats des Großerzbistums Ernakulam-Angamaly, Kuriakose Mundadan, gegenüber der britischen Wochenzeitung "The Tablet". Der Priesterrat gehört zu den Gegnern der von der Synode der großerzbischöflichen Kirche beschlossenen "einheitlichen Form" der syro-malabarischen Liturgie. Der Termin sei gemeinsam mit Großerzbischof Raphael Tattil vereinbart worden.
Der Plan sieht vor, dass alle 470 Priester des Großerzbistums in einem gemeinsamen Treffen Kompromissvorschläge beraten werden, die eine gemeinsame Kommission aus Gegnern und Befürwortern der einheitlichen Liturgie ausgearbeitet haben. Erste Reaktionen auf den bisherigen Diskussionsstand seien positiv, so Mundadan. Details der Verhandlungen sind noch nicht bekannt.
Erster Kompromiss gescheitert
In der syro-malabarischen Kirche schwelt seit Jahren ein Streit um die Gottesdienstordnung. Die einheitliche Form sieht die Zelebrationsrichtung gen Osten vor, also mit dem Rücken zum Volk, während der Priester sich bei Lesungen und Gebeten dem Volk zuwendet. Gegner der einheitlichen Form wollen die durchgängige Feier in Richtung des Volkes beibehalten, die sich unter westkirchlichem Einfluss der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils entwickelt hat. Die neue Form der Liturgie wurde von der Synode, dem höchsten beschlussfassenden Gremium der Kirche, 2021 beschlossen. Während der Großteil der katholischen Ostkirche eine Reform der Messfeier übernommen hat, protestieren im zentralen Großerzbistum Ernakulam-Angamaly im indischen Bundesstaat Kerala Kleriker und Laien. Alle Vermittlungsversuche – auch durch Papst Franziskus (2013–2025) persönlich – sind bislang gescheitert.
Ein erster Kompromiss, demzufolge in jeder Pfarrei mindestens ein Gottesdienst pro Sonn- und Feiertag in der einheitlichen Form gefeiert werden muss, konnte im vergangenen Sommer den Streit nicht befrieden. Im Dezember wurde ein kirchliches Sondergericht eingerichtet, das über Disziplinarmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Liturgiestreit entscheiden soll.
Die syro-malabarische Kirche im Südwesten Indiens ist die größte der heutigen Kirchen und Gemeinschaften der Thomaschristen, die im 1. Jahrhundert durch den Apostel Thomas auf seinen Missionsreisen gegründet worden sein soll. Durch Verbindungen zur Assyrischen Kirche des Ostens feiert sie ihre Liturgie im ostsyrischen Ritus. Im Laufe ihrer Geschichte gab es immer wieder teils kolonialistische Einflüsse, die zu einer Übernahme westkirchlicher liturgischer Elemente führten. (fxn)