Caritas: Sorge vor politischem Einfluss rechtskatholischer Kreise
Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbands, Eva Maria Welskop-Deffaa, hat vor dem Einfluss rechtskatholischer Kreise auf die Politik gewarnt. "Was mir große Sorge bereitet, ist der Einfluss, den rechtskatholische Kreise in den Vereinigten Staaten bis in höchste politische und gesellschaftliche Kreise hinein zu haben scheinen", sagte Welskop-Deffaa in der aktuellen Ausgabe der Herder-Korrespondenz (August). Mit Blick auf Deutschland sagte die Caritas-Präsidentin: "Wir müssen auch in Deutschland darauf achten, dass Menschen in verantwortlichen Stellungen nicht einen Katholizismus zur Schau stellen, dessen Positionen bei Lichte betrachtet mit dem christlichen Menschenbild nicht zu vereinbaren sind."
Papst Leo XIV. wichtig für Friedensdiskurs
Weiter betonte Welskop-Deffaa die Rolle der Kirche im globalen Friedensdiskurs. Dabei verwies sie auf Papst Leo XIV., der mit seinem Pontifikat neue Impulse für eine ethisch fundierte Friedenspolitik setze. "Leo XIV. hat sein Pontifikat von Anfang an erkennbar der Arbeit am Frieden gewidmet", so Welskop-Deffaa. Der Papst beschränke sich dabei nicht auf die militärische Abwesenheit von Gewalt: "Er hat dabei sehr deutlich gemacht, dass Frieden nicht eindimensional auf die Abwesenheit von Krieg zu beschränken ist." Es komme darauf an, Fragen nach Friedenssehnsucht und Verteidigungsfähigkeit nicht gegeneinander auszuspielen.
Besonders hebt Welskop-Deffaa die ethische Haltung des Papstes hervor: "Mit seiner Auslegung des Evangeliums vom Barmherzigen Samariter hat er sich entschieden dagegen gewandt, Nächstenliebe als "Friends first"-Ansatz zu sehen, der an den Grenzen von Staaten, Ethnien und Familien endet." Stattdessen werbe er "für ein Konzept von Frieden und Friedensethik, das Caritas und Solidarität großschreibt – das tut uns als Kirche, vor allem aber auch der Welt gut".
Kirche? Eine Stimme von vielen
Zugleich mahnt die Caritas-Präsidentin zu realistischer Zurückhaltung im öffentlichen Auftreten kirchlicher Institutionen: "Wir dürfen die Rolle der Kirchen in den westlichen Gesellschaften nicht überschätzen, ihre Stimme ist eine unter mehreren." Dennoch sieht sie in der aktuellen Krisenlage einen klaren Auftrag zur Positionierung: "Mir scheint, dass die Kirche auf dem Feld der Ethik, insbesondere der Sozialethik, weiter sehr ernst genommen wird."
Ein Hindernis für einen gelingenden Diskurs sieht Welskop-Deffaa in der heutigen Sprachkultur. Begriffe wie "Verteidigungsfähigkeit" oder gar "Kriegstüchtigkeit" seien lange Zeit aus dem öffentlichen Wortschatz verschwunden. Nun gelte es, sie sinnvoll in ein friedensorientiertes Vokabular zu integrieren. Dafür brauche es laut Welskop-Deffaa "glaubwürdige Personen, die eine glaubwürdige Sprache für die Verteidigung des Friedens finden". (tmg/KNA)
