Warnung vor parteipolitischer Vereinnahmung von Religion

Streit in Österreich: Kirche wehrt sich gegen FPÖ-Rede

Veröffentlicht am 30.09.2025 um 12:38 Uhr – Lesedauer: 

Wien ‐ FPÖ-Chef Herbert Kickl verspricht dem Volk "Glaube, Hoffnung und Liebe". Die Kirche warnt: Religion sei kein Werkzeug für Machtkämpfe. Der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück warnt vor falschen "Heilsbringern".

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Eine Rede des Vorsitzenden der rechtspopulistischen FPÖ, Herbert Kickl, hat Proteste der katholischen Kirche ausgelöst. Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Franz Lackner, warnte am Montag in einer schriftlichen Stellungnahme vor einer parteipolitischen Vereinnahmung von Religion.

Lackner betonte, Glaube, Hoffnung und Liebe seien Grundtugenden für alle Christinnen und Christen. "Wenn aber versucht wird, diese Tugenden in das Korsett der Parteipolitik zu zwängen, so droht aus Glaube Zweifel, aus Hoffnung Angst und aus Liebe Hass zu werden", so Lackner. Seit 1952 bekenne sich die Kirche in Österreich zu einer "freien Kirche in einem freien Staat". Umso besorgniserregender sei es, wenn Religion für parteipolitische Zwecke instrumentalisiert werde.

Theologe Tück warnt

Der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner-Tück schrieb am Montag bei "communio" (online): "Kein politischer Akteur, mag er sich auch 'Volkskanzler' oder gar 'Führer' nennen, ist ein Heilsbringer." Politik dürfe nicht religiös überhöht werden.

Kickl hatte in einer Rede am Wochenende Bezug auf den Apostel Paulus genommen und versprochen, der Bevölkerung "Glaube, Hoffnung und Liebe" zurückzugeben. Schon im vergangenen Wahlkampf hatte die Kirche ähnliche Kritik an biblischen Anleihen der FPÖ geübt.

Wie der ORF berichtet, reagierte Kickl am Dienstag über Facebook und bot Erzbischof Lackner ein persönliches Gespräch an. (KNA)