2024 von seinem Amt in Peru zurückgetreten

Deutschstämmiger Ex-Bischof Nann hat geheiratet

Veröffentlicht am 17.10.2025 um 11:49 Uhr – Lesedauer: 

Freiburg ‐ Bis zum seinem Rücktritt 2024 war er Bischof in Peru. Nun hat der aus dem Erzbistum Freiburg stammende Reinhold Nann geheiratet – ohne bereits aus dem Klerikerstand entlassen zu sein. Der 65-Jährige erklärt, wie es zu diesem Schritt kam.

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Reinhold Nann, deutschstämmiger ehemaliger Bischof von Caravelí in Peru, hat geheiratet. Wie Nann (65) der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag mitteilte, ist er "seit kurzem" zivil verheiratet und lebt mit seiner Frau in Peru.

Der aus Breisach am Rhein stammende Nann war von 2017 bis 2024 Bischof der Territorialprälatur Caravelí im Süden Perus. Eine Territorialprälatur ist eine Bistümern gleichgestellte Teilkirche innerhalb er katholischen Kirche. Bereits seit 2002 wirkte Nann dauerhaft in dem südamerikanischen Land.

Der KNA erklärte er, für kurze Zeit habe er die fast absolute Machtfülle genossen, die ihm das Bischofsamt in seinem Territorium der Kirche gegeben habe. "Aber dann holte mich die traurige Realität ein. Wahrscheinlich hatte ich zuvor das Priesterbild idealisiert." Zwar sei er davon ausgegangen, dass es einige schwarze Schafe gebe, doch sei er der Überzeugung gewesen, dass die Mehrheit genauso idealistisch sein müsse wie er selbst. "Je weiter ich nach oben kam, umso deutlicher wurde mir das Ausmaß an Abgründen, Tragödien, Missbrauch, Mittelmäßigkeit und Lügen. Ich habe zu viel gesehen, war entsetzt und deprimiert", so Nann.

Herausforderung Zölibat

Bisher habe er den Zölibat gelebt und verteidigt, erklärte Nann. "Einige Male habe ich mich verliebt, aber dann doch schnell wieder meine Entscheidung für den Zölibat erneuert. Ich kam mir dabei fast wie ein Held vor, ohne zu bemerken wie ich immer einsamer und oberflächlicher wurde." Nach der Pandemie habe er sich in seine heutige Ehefrau verliebt. Als Bischof sei er zurückgetreten, weil er eine Aus- und Entscheidungszeit gebraucht habe: "Die Depression war der Anlass, die Liebe der Grund dafür." Mehrere Monate habe er anschließend getrennt von seiner Partnerin in Deutschland verbracht, um spirituelle und psychologische Hilfe zu holen. Im Dezember 2024 habe er den Vatikan und die Erzdiözese Freiburg darüber informiert, dass er das Priesteramt aufgeben wolle. Der Vatikan habe ihn allerdings bis heute nicht laisiert.

Von der "Klerikerkirche" erwarte er keine substanziellen Erneuerungen "in dieser aufgewühlten Zeit". Doch er glaube, dass das "krampfhafte Festhalten" am Zölibat der Kirche "weit mehr Schaden als Nutzen" bringe. Nann verwies darauf, dass es zu Beginn in der Kirche keinen verpflichtenden Zölibat gegeben habe.

Nach Bischofsrücktritt und Hochzeit

Persönlich habe er viel verloren: "meinen beamtenähnlichen Klerikerstatus, mein Einkommen, meine Beamtenpension, meine Krankenversicherung. Meine Position in der Kirche, Respekt und Aufmerksamkeit ganz vieler Menschen. Meinen Glauben an die institutionelle Kirche". Gewonnen habe er dafür eine Partnerin, die ihn liebe, die ganz zu ihm passe und die er nicht mehr verstecken müsse. Außerdem: Die Freiheit, ganz er selbst sein zu können, unabhängig von Amt und Institution.

Nann bezeichnete sich als "obdachlos" in der Kirche – er sei auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Er wolle versuchen, Kirche urkirchlicher zu leben: "Als Glaubens-Gemeinschaft angefangen von meiner Ehe als Haus-Kirche, wo ich weiterhin das allgemeine Priestertum aller Gläubigen ausführe." (KNA)