Künftiger Wiener Erzbischof möchte seine Meinung in Rom einbringen

Grünwidl: Kirche nicht von Priestern, sondern von Gemeinden her denken

Veröffentlicht am 31.10.2025 um 12:17 Uhr – Lesedauer: 
Grünwidl: Kirche nicht von Priestern, sondern von Gemeinden her denken
Bild: © Henning Klingen / Kathpress  (Archivbild)

Wien ‐ Der künftige Wiener Erzbischof Josef Grünwidl will seine Diözese neu ausrichten: Gemeinden sollen mehr Verantwortung übernehmen, unabhängig vom Priester. Für Gebäude plant er ein neues Nutzungskonzept, "das zu den pastoralen Anforderungen passt".

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Josef Grünwidl, designierter Erzbischof von Wien, möchte die Pastoral in seiner Diözese neu aufstellen. "Wir dürfen die Kirche nicht von den Priestern her denken, sondern von den Gemeinden", sagte er am Donnerstag in einem Interview mit dem österreichischen Nachrichtenjournal ZIB2. Ihm sei wichtig, Menschen vor Ort zu befähigen, das Gemeindeleben selbstständig zu organisieren, "auch wenn es nicht mehr so ist, dass ein Priester wie früher jeden Sonntag da ist".

Auch für die rund 1.000 Kirchen und 1.500 kirchlichen Gebäude in der Erzdiözese brauche es ein neues Nutzungskonzept, so Grünwidl. Seelsorgeeinheiten müssten sich der Frage stellen, welche Gebäude sie brauchen und was sie sich leisten können. "Das wird ein Prozess sein, den wir im Gespräch mit den Betroffenen führen wollen, sodass man ein Gebäudekonzept findet, dass für die pastoralen Anforderungen passt", sagte der künftige Erzbischof.

Gründwidl setzt sich für Reformen in der Kirche ein

Außerdem kündigte Grünwidl an, nach seiner Weihe im Januar die Beziehungen nach Rom aufzubauen. Im Interview gab er zu, dass er bisher noch keinen Draht in den Vatikan habe. Da er aber noch am Anfang seiner Amtszeit stehe, sei er zuversichtlich, dass er dort zukünftig "seine Meinung einbringen" könne.

In der Pressekonferenz kurz nach der Bekanntgabe seiner Wahl zum Erzbischof von Wien hatte Grünwidl sich klar für Reformen in der katholischen Kirche ausgesprochen. Er möchte die Rolle von Frauen in der Kirche stärken und sich dafür einsetzen, die verpflichtende Ehelosigkeit von Priestern im Kirchenrecht zu ändern.

Bereits seit Januar leitet Grünwidl das Erzbistum Wien übergangsweise als Apostolischer Administrator, nachdem Kardinal Christoph Schönborn altersbedingt zurückgetreten war. Grünwidls Ernennung sorgte in Österreich für überwiegend positive Reaktionen. Seine Bischofsweihe soll am 24. Januar kommenden Jahres im Wiener Stephansdom stattfinden. Als Hauptkonsekrator ist Kardinal Schönborn vorgesehen. (jlo)