Der dritte Tag der Afrika-Reise von Papst Franziskus

"Diese Welt lädt schwere Schuld auf sich"

Veröffentlicht am 27.11.2015 um 09:31 Uhr – Lesedauer: 
Papstreise

Bonn ‐ Am Morgen hat Papst Franziskus das Armenviertel Kangemi in der kenianischen Haupstadt Nairobi besucht. Später am Tag reist das Kirchenoberhaupt nach Uganda weiter. Katholisch.de gibt einen Überblick über die Nachrichten zur Papstreise.

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Franziskus-Boom in Kenias Geburtskliniken

Seit der Ankunft des Papstes in Nairobi am Mittwoch sind in Kenias Krankenhäusern mindestens 15 Neugeborene "Franziskus" genannt worden. Laut dem Fernsehsender KTN (Freitag) kamen allein im Kakamega-Krankenhaus am Viktoriasee in den vergangenen zwei Tagen 13 Babys zur Welt - von denen die Mehrzahl "Francis" heiße.

Einige Mütter berichteten dem Sender zufolge von einer schmerzfreien Geburt und brachten diese mit dem Papst in Verbindung. Im Kinderkrankenhaus Nakuru im Westen Kenias nannte eine Mutter ihr Kind "Francisco Mario" in Anlehnung an den bürgerlichen Namen des Papstes,
Jorge Mario Bergoglio. Andere Namensvarianten zu Ehren des Papstes lauten "Pope Wambua", "Pope Devin" und die weibliche Form "Francisca". (KNA)

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Papst an Kenias Jugend: Spaltungen überwinden, Einheit aufbauen

Papst Franziskus hat Kenias Jugend zur Überwindung von Spaltungen und Stammesdenken aufgerufen. Sie müssten die vielen Formen von Fanatismus überwinden und durch Dialog zu Einheit gelangen. "Wir sind eine Nation", sagte er am Freitag in einer improvisierten Ansprache vor mehreren zehntausend jungen Kenianern im Kasarani-Stadion der Hauptstadt Nairobi. Dabei lud er die Abwesenden ein, sich die Hände zu reichen.

Zugleich wandte sich Franziskus gegen die "Seuche Korruption". Sie sei in der Politik und im täglichen Leben verbreitet. Es gebe sie in allen Ländern "und auch im Vatikan", rief der Papst. Ausdrücklich rief er die Jugendlichen auf, die Familie zu verteidigen, die auch die Alten einschließen müsse. Insbesondere die Jugendlichen sollten sich dem "süßen Geschmack der Korruption widersetzen", sagte der Papst. Die Korruption raube den Menschen die Freude, sie lebten nicht mehr in Frieden. "Korruption ist kein Weg des Lebens, sie ist ein Weg
des Todes".

"Fanatismus darf uns nicht den Bruder rauben"

Zu Beginn der einstündigen Veranstaltung hatten zwei Jugendliche dem Papst über ihre Situation berichtet und eine Reihe von Fragen angeschlossen. Franziskus legte daraufhin das vorbereitete Redemanuskript zur Seite und ging auf einzelne Fragen ein. Franziskus antwortete auf Spanisch; ein Mitarbeiter übersetzte ins Englische. Es dürfe nicht sein, dass junge Leute sich gegenseitig verletzen und vernichtet, sagte Franziskus. Es brauche einen Geist der Einheit. "Fanatismus darf uns nicht den Bruder rauben." Man dürfe sich von Herausforderungen nicht überrollen lassen, sondern sie als Chance für einen Neuanfang begreifen. Insbesondere sollten die Jugendlichen sich für die Armen einsetzen, aber auch für andere Jugendliche auf Abwegen, die etwa von kriminellen Gruppen rekrutiert würden.

Nach der Begegnung mit den Jugendlichen traf der Papst in einem Nebenraum des Stadions mit den Bischöfen des Landes zu einer kurzen Begegnung zusammen. Für den Nachmittag steht die Weiterreise nach Uganda, der zweiten Station seiner ersten Afrika-Reise, auf dem Programm. Der rund 500 Kilometer weite Flug von Nairobi nach Entebbe dauert etwas über eine Stunde. (KNA)

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Papst prangert Massenarmut und Verschwendung an

In scharfer Form hat Papst Franziskus in Kenia die Verelendung von Millionen Menschen angeprangert. Kleine Minderheiten konzentrierten Macht und Reichtum bei sich und frönten egoistischer Verschwendung, während die wachsende Mehrheit in verwahrlosten und verseuchten Randzonen hausen müsse, sagte er am Freitag beim Besuch eines Armenviertels in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Der Not der Ausgeschlossenen stehe der zügellose Konsum einer "eingeschlummerten Wohlstandswelt" gegenüber. "Ich weiß um die Schwierigkeiten, die ihr Tag für Tag durchmacht! Wie könnte ich die Ungerechtigkeiten, die ihr erleidet, nicht anprangern!", so der Papst im Armenviertel Kangemi.

Franziskus wurde bei seinem Besuch von den Bewohnern des Viertels mit  begeistertem Jubel empfangen. Die Armen "haben einen besonderen Platz in meinem Leben und meinen Entscheidungen", versicherte das 78-Jährige Kirchenoberhaupt den Bewohnern von Kangemi. Franziskus hat die Bekämpfung der Armut zu einem Kernanliegen seines Pontifikats gemacht. Eine Bewohnerin des Viertels appellierte in einer emotionalen Ansprache an den Papst, sich bei der kenianischen Regierung für die Nöte der Menschen in Kangemi einzusetzen. Dort leben etwa 100.000 Menschen auf engstem Raum zusammen.

Appell an politisch Verantwortliche: Weg der sozialen Inklusion anstreben

Die Menschen litten unter überhöhten Mieten für schäbige Behausungen, dem Landaufkauf durch "gesichtslose 'private Entwickler'" und fehlender Infrastruktur, so Franziskus bei seinem Besuch. Selbst grundlegende Einrichtungen wie Toiletten, Abwasserentsorgung, Müllabfuhr und Elektrizität, aber auch Schulen, Krankenhäuser und Sportzentren würden ihnen nicht gewährt. Vor allem der Zugang zu sauberem Trinkwasser sei ein fundamentales Menschenrecht. "Diese Welt lädt schwere soziale Schuld gegenüber den Armen auf sich, die keinen Zugang zum Trinkwasser haben, denn das bedeutet, ihnen das Recht auf Leben zu verweigern", sagte der Papst.

Die politisch Verantwortlichen rief Franziskus auf, den Weg der sozialen Inklusion anzustreben. Dazu zählten Erziehung, gemeinschaftliches Handeln und der Schutz der Familie. Er lobte einen Geist der Solidarität in den Armenvierteln. Dort würden vielfach die Werte des Evangeliums besonders konsequent gelebt - "Werte, die nicht an der Börse gehandelt werden, Werte, mit denen nicht spekuliert wird und die keinen Marktwert haben". (stz/dpa/KNA)

Papst Franziskus zieht zur Heiligen Messe mit zehntausenden Gläubigen in Nairobi ein.
Bild: ©picture alliance / AP Photo

Am Donnerstag hatte Papst Franziskus in Nairobi den ersten großen Gottesdienst seiner Afrika-Reise gefeiert.

Das Programm der Papstreise nach Afrika

Papst Franziskus besucht ab Mittwoch die afrikanischen Länder Kenia, Uganda und die Zentralafrikanische Republik. Katholisch.de dokumentiert das vatikanische Reiseprogramm. Alle Angaben in Ortszeit sowie (in Klammern) in Mitteleuropäischer Zeit (MEZ).

Mittwoch, 25. November

  • 7.45 Uhr: Abflug vom römischen Flughafen Fiumicino nach Nairobi/Kenia
  • 17.00 (15.00) Uhr: Landung auf dem Internationalen Flughafen "Jomo Kenyatta" in Nairobi, Begrüßungszeremonie im State House
  • 18.00 (16.00) Uhr: Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten der Republik im State House in Nairobi
  • 18.30 (16.30) Uhr: Treffen mit kenianischen Autoritäten und dem Diplomatischen Corps, Rede des Papstes

Donnerstag, 26. November

  • 8.15 (6.15) Uhr: Interreligiöses und ökumenisches Treffen in der Apostolischen Nuntiatur, Papstrede
  • 10.00 (8.00) Uhr: Heilige Messe auf dem Campus der Universität Nairobi, Papstpredigt
  • 15.45 (13.45) Uhr: Begegnung mit Klerikern, Ordensleuten und Seminaristen auf dem Sportfeld der St. Mary's-Schule, Rede des Papstes
  • 17.30 (15.30) Uhr: Besuch beim Büro der Vereinten Nationen in Nairobi, Papstrede

Freitag, 27. November

  • 8.30 (06.30) Uhr: Besuch im Armenviertel Kangemi, Rede des Papstes
  • 10.00 (08.00) Uhr: Treffen mit Jugendlichen im Stadion Kasarani, Papstrede
  • 11.15 (09.15) Uhr: Treffen mit den kenianischen Bischöfen im VIP-Saal des Stadions
  • 15.10 (13.10) Uhr: Abschiedszeremonie auf dem Internationalen Flughafen von Nairobi
  • 15.30 (13.30) Uhr: Abflug nach Entebbe/Uganda
  • 16.50 (14.50) Uhr: Landung auf dem Internationalen Flughafen von Entebbe, Begrüßungszeremonie
  • 17.30 (15.30) Uhr: Höflichkeitsbesuch im State House in Entebbe
  • 18.00 (16.00) Uhr: Treffen mit Autoritäten und dem Diplomatischen Corps im Konferenzsaal des State House, Papstrede
  • 19.15 (17.15) Uhr: Treffen mit Katechisten und Lehrern im Munyonyo-Center in Kampala, Grußwort des Papstes

Samstag, 28. November

  • 8.30 (06.30) Uhr: Besuch des anglikanischen Heiligtums der Märtyrer von Namugongo bei Kampala
  • 9.00 (07.00) Uhr: Besuch des katholischen Heiligtums der Märtyrer von Namugongo bei Kampala
  • 9.30 (07.30) Uhr: Heilige Messe für die Märtyrer Ugandas auf dem Gelände des katholischen Heiligtums, Predigt des Papstes
  • 15.15 (11.15) Uhr: Treffen mit Jugendlichen auf dem Kololo Air Strip in Kampala, Rede des Papstes
  • 17.00 (15.00) Uhr: Besuch eines Caritas-Hauses im Stadtviertel Nalukolongo/Kampala, Grußwort des Papstes
  • 18.00 (16.00) Uhr: Begegnung mit den Bischöfen Ugandas in der Residenz des Erzbischofs von Kampala
  • 19.00 (17.00) Uhr: Treffen mit Priestern, Ordensleuten und Seminaristen in der Kathedrale von Kampala, Rede des Papstes

Sonntag, 29. November

  • 9.00 (07.00) Uhr: Abschiedszeremonie auf dem Flughafen Entebbe
  • 9.15 (07.15) Uhr: Weiterflug nach Bangui/Zentralafrikanische Republik
  • 10.00 Uhr: Ankunft auf dem Internationalen Flughafen "M'Poko" von Bangui, Begrüßungszeremonie
  • 11.00 Uhr: Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten der Übergangsregierung im Präsidentenpalast
  • 11.30 Uhr: Treffen mit Führungsmitgliedern und dem Diplomatischen Corps, Rede des Papstes
  • 12.15 Uhr: Besuch eines Flüchtlingslagers
  • 13.00 Uhr: Treffen mit den Bischöfen der Zentralafrikanischen Republik
  • 16.00 Uhr: Treffen mit der Evangelischen Gemeinschaft in der Evangelisch-Theologischen Fakultät von Bangui, Rede des Papstes
  • 17.00 Uhr: Heilige Messe mit Priestern, Ordensleuten, Katechisten und Jugendlichen in der Kathedrale von Bangui, Predigt des Papstes
  • 19.00 Uhr: Beichte mit Jugendlichen und Beginn einer Gebetswache auf dem Platz vor der Kathedrale, Rede des Papstes

Montag, 30. November

  • 8.15 Uhr: Treffen mit der muslimischen Gemeinschaft in der Zentralmoschee in Koudoukou in Bangui, Rede des Papstes
  • 9.30 Uhr: Heilige Messe im Stadion Barthelemy Boganda, Papstpredigt
  • 12.15 Uhr: Abschiedszeremonie auf dem Internationalen Flughafen "M'Poko" von Bangui
  • 12.30 Uhr: Abflug nach Rom
  • 18.45 Uhr: Ankunft auf dem römischen Flughafen Ciampino