Imam von Saint-Etienne-du-Rouvray für "noch mehr Brüderlichkeit"

"Das Ziel der Terroristen ist es, uns zu spalten"

Veröffentlicht am 30.07.2016 um 12:28 Uhr – Lesedauer: 
Terrorismus

Berlin ‐ Der in Frankreich ermordete Priester Jacques Hamel pflegte gute Kontakte zur muslimischen Gemeinde in Saint-Etienne-du-Rouvray. Deren Imam ruft zu Frieden und mehr Solidarität zwischen den Religionen auf.

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Hamel sei "ein freundlicher Mann, bescheiden, sehr menschlich" gewesen, sagte Karabila im Interview mit der "Welt". Beide hätten in einem Komitee zusammengearbeitet, das nach dem Attentat auf die Redaktion des Satiremagazins "Charlie Hebdo" im Januar 2015 gegründet wurde. Gemeinsam habe man einer "Instrumentalisierung der Religion" begegnen wollen, so dem Imam. "Dabei haben wir uns definitiv niemals vorgestellt, es könne einen Angriff auf eine Kirche geben, am wenigsten hier bei uns."

Der Priestermord sei "eine barbarische Tat". Seine Gemeinde habe mit den Tätern "nicht das Geringste zu tun", betonte Karabila. "Die Terroristen sind keine Muslime, und man darf sie nicht mit uns verwechseln."

Vergangenen Dienstag hatten zwei Männer die katholische Kirche in Saint-Etienne-du-Rouvray gestürmt und fünf Menschen, die dort eine Messe feierten, als Geiseln genommen. Sie schnitten dem 85-jährigen Hamel die Kehle durch. Eine weitere Geisel wurde lebensgefährlich verletzt. Als die Angreifer die Kirche verließen, wurden sie von der Polizei erschossen. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) reklamierte die Tat für sich. Die französische Justiz hat mittlerweile Anklage gegen einen mutmaßlichen Mitwisser erhoben. (KNA/fxn)

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Der Priester Jacques Hamel wurde am Altar von Terroristen hingerichtet. Für viele Gläubige ist er damit zum Märtyrer geworden. Doch er war schon vorher ein Vorbild an Dienstbereitschaft.