Therese (Theresia)
So klein und beengt ihre Lebenswelt war – so groß ist bis heute die Anziehungskraft dieser Heiligen. Therese von Lisieux (1873-1897) wurde als jüngstes von neun Kindern des tief religiösen Ehepaares Zelie und Louis Martin geboren. Schon als Jugendliche wollte sie Nonne werden, wurde jedoch wegen ihres Alters mehrfach abgelehnt. 1888 erhielt sie doch noch eine Sondergenehmigung, folgte ihren zwei Schwestern in den Karmel von Lisieux und nahm den Namen Therese vom Kinde Jesu an. In der strengen Klausur hatte sie einen schweren Start: Die anderen Karmelitinnen fühlten sich von den Martin-Schwestern überrannt und warfen der jungen Therese Arroganz vor. Mitten in einer Zeit, die von religiösem Leistungsdenken geprägt war, entwickelte sie ihren "kleinen Weg der Liebe": Gerade in den kleinen Alltagsdingen Liebe zeigen und sich vertrauensvoll von der übergroßen Barmherzigkeit Gottes beschenken lassen. Gleichzeitig litt Therese im Laufe der Jahre an einer zunehmenden geistlichen Leere. Weil sie ihre Mitschwestern nicht beunruhigen wollte, wagte sie es kaum, über ihren Verlust von Glaube und Hoffnung zu sprechen. Am Ende blieb Therese nur die Liebe. Mit nur 24 Jahren erlag sie der Tuber-kulose und starb mit den Worten: "Mein Gott, ich liebe dich!" Thereses auf Anordnung ihrer Priorin verfasste Autobiographie "Geschichte einer Seele" ist das nach der Bibel meistgelesene spirituelle Buch in französischer Sprache. 1925 wurde sie von Papst Pius XI. heiliggesprochen. Papst Johannes Paul II. erhob sie 1997 zur Kir-chenlehrerin.