Pius IX.
Papst Pius IX (1792-1878) – dieser Papst polarisiert bis heute. Pius' frühe Modernisierungsmaßnahmen schienen zunächst dem Bild eines Liberalen zu entsprechen. Wegen revolutionärer Wirren musste Pius 1848 in die Nähe von Neapel fliehen. Nach seiner Rückkehr zwei Jahre später verfolgte er einen streng anti-modernistischen Kurs: Er ließ das Judengetto in Rom wiedererrichten, setzte den Talmud auf die Liste verbotener Bücher und verteidigte öffentlich die Entführung des heimlich getauften jüdischen Kindes Edgaro Montana. Gleichzeitig stärkte er die Volksfrömmigkeit, unterstützte Don Bosco und förderte die priesterliche Spiritualität. In der Bevölkerung und beim niederen Klerus setzte eine vorher unbekannte Papstverehrung ein. Bei Bischöfen war Pius aufgrund seines kirchlichen Zentralismus weit weniger beliebt. 1854 verkündete Pius – einer Konzilsentscheidung vorgreifend – das Dogma von der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau Maria. Ideen wie Demokratie und Religionsfreiheit verurteilte er als "Irrtümer unserer Zeit". Auf dem von ihm einberufenen Ersten Vatikanischen Konzil (1860-1870) wurde zudem die die päpstliche Unfehlbarkeit in Glaubens- und Sittenfragen festgeschrieben. Als er am 7. Februar 1878 starb, konnte er auf das mit 31 Jahren längste Pontifikat der Kirchengeschichte zurückblicken. Papst Johannes Paul II. sprach ihn 2000 selig.