Veronika Giuliani
Der französische Philosoph Jean-Paul Sartre prägte den berühmten Satz: "Die Hölle, das sind die Anderen." Wie viel Wahrheit in dieser Aussage steckt, musste bereits die Mystikerin Veronika Giuliani (1660-1727) bitter erfahren. Mit 16 Jahren war die junge Frau den Kapuzinerinnen in Perugia (heute Italien) beigetreten und hatte jahrelang ein unauffälliges Leben in größter Demut und Frömmigkeit geführt. 1694 änderte sich Veronikas Leben jedoch schlagartig: Sie erlebte ihre ersten mystischen Visionen. In den folgenden Jahren empfing sie immer weiter Wundmale Christi an ihrem Körper. Vergeblich versuchte Veronika ihre Stigmata vor den Mitschwestern geheim zu halten. Die Schwestern denunzierten sie bei der Inquisitionsbehörde: Veronika musste das Amt der Novizenmeisterin aufgeben, verlor ihr Stimmrecht im Kloster und wurde in Verhören gefoltert. Ihrem eigenen Orden galt Veronika als Betrügerin. Erst nach Jahren der Verhöhnungen, die sie widerstandslos ertrug, wurden die Wundmale offiziell anerkannt. Veronika war rehabilitiert und wurde ab 1716 mehrfach zur Äbtissin gewählt. Sie hinterließ fast 22.000 handbeschriebene Seiten über ihre mystischen Erfahrungen. Papst Gregor XVI. sprach Veronika 1839 heilig.