Kardinal Marx kritisiert europäische Abschottungspolitik
Kardinal Reinhard Marx hat die Arbeit von Seenotrettern im Mittelmeer gelobt und die Politik der europäischen Staaten kritisiert. Anders als früher scheine das Mittelmeer heute "vor allem ein Raum der Abschottung" zu sein, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Sonntag in Bonn. "Die staatliche Rettung wird zurückgefahren und die nicht-staatliche Rettung blockiert." Weil die Staaten Europas "bislang keine Lösung gefunden haben, bleibt das Engagement der Seenotretter unverzichtbar", so Marx weiter.
Der Kardinal äußerte sich in einem Grußwort zur Verleihung des Lew-Kopelew-Preises an Kapitän Claus-Peter Reisch und die Initiative "Mission Lifeline" am Sonntag in Köln. Sie hätten mit großem persönlichen Einsatz dort geholfen, "wo die meisten von uns lieber wegsehen", so Marx. Die Auszeichnung ehre die Initiative stellvertretend für viele andere Seenotretter, hieß es aus dem Lew-Kopelew-Forum. Mit dem undotierten Preis zeichnet das gleichnamige Forum seit 2001 jährlich Menschen, Projekte oder Organisationen aus, die im Sinne des russischen Schriftstellers Lew Kopelew (1912-1997) tätig sein sollen.
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Marx rief die Staaten Europas auf, sich "der ethischen und völkerrechtlichen Pflicht zur Seenotrettung" nicht zu entziehen. Wenn sie die Seenotrettung schon nicht selbst in ausreichendem Maß gewährleisteten, müssten sie "wenigstens die zivilgesellschaftlichen Retter handeln lassen". Im Moment scheine aber das Gegenteil der Fall zu sein, bemängelte der Bischofskonferenz-Vorsitzende.
Er fügte hinzu: "Sicherlich ist die zivilgesellschaftliche Seenotrettung keine politische Lösung für die großen Fragen von Flucht und Migration im Mittelmeerraum." Angesichts einer bisher fehlenden politischen Lösung müssten Helfer Menschenleben retten und das Handeln der Politik herausfordern. (rom/KNA)