Evangelischer Religionsunterricht in Mecklenburg-Vorpommern in "schlechtem Zustand"

Bischof: Religionsunterricht wird diskriminiert

Veröffentlicht am 30.09.2016 um 11:15 Uhr – Lesedauer: 
Pädagogik

Travemünde ‐ Nur eine Stunde pro Woche, kaum Fachlehrer: Der Reliunterricht in Mecklenburg-Vorpommern sei in einem schlechten Zustand, kritisiert der evangelische Bischof Abromeit. Die Verantwortlichen hat er schon identifiziert.

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Der Religionsunterricht in Mecklenburg-Vorpommern wird häufig heimlich diskriminiert. Das sagte der Bischof im Sprengel Mecklenburg-Vorpommern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Hans-Jürgen Abromeit, am Donnerstag vor der in Travemünde tagenden Landessynode. Zum einen stehe in der Stundentafel der Schulen nur eine Stunde Religionsunterrichtpro Woche. "Jeder, der eine Schule von innen kennt, weiß, dass ein Ein-Stunden-Fach kaum sinnvoll unterrichtet werden kann", sagte Abromeit.

Kaum Stellen für Religionsunterricht ausgeschrieben

Wenn einmal eine Stunde ausfalle, sei die nächste Religionsstunde erst nach 14 Tagen möglich. "Das Fach Religion müsste auch in Mecklenburg-Vorpommern unbedingt zu einem Zwei-Stunden-Fach werden", sagte der Bischof. "Sonst kann es seinem verfassungsgemäßen Auftrag nicht gerecht werden."

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Zudem schreibe kaum ein Schulleiter Lehrerstellen für den Religionsunterricht aus. "Es werden Stellen für alle möglichen Fächerkombinationen ausgeschrieben - aber so gut wie nie eine, in der auch Religion verlangt wird", kritisierte Abromeit. Das führe dann dazu, dass es unter den fest angestellten Lehrern keine für Evangelische Religion gebe und für dieses Fach Aushilfslehrkräfte gesucht würden. "Einige werden dann gefunden und mit Zeitverträgen ausschließlich der Sommerferienzeit angestellt", sagte der Bischof.

"Jugendlichen geht etwas verloren"

Diese Lösung sei für das Land billiger und werde darum gern gewählt. "Zu einem guten Religionsunterricht trägt sie nicht bei und sollte abgeschafft werden." Insgesamt sei die Situation des Religionsunterrichts deswegen schlecht. "Gerade in einer Situation, in der durch das Aufkommen rechtspopulistischer Bewegungen Gelegenheit sein müsste, an die humanen Traditionen im religiösen und kulturellen Erbe zu erinnern, kann der Religionsunterricht diese Aufgabe nicht erfüllen", beklagte Abromeit. "Damit geht für die Kinder und Jugendlichen etwas verloren, was kaum anderswo aufgefangen werden kann." (KNA)

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