Papst und kolumbianische Bischöfe würdigen Santos

Kirche gratuliert Friedensnobelpreisträger

Veröffentlicht am 07.10.2016 um 17:59 Uhr – Lesedauer: 
Kirche gratuliert Friedensnobelpreisträger
Bild: © KNA
Auszeichnungen

Bonn ‐ Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos hat den Friedensnobelpreis erhalten. Von kirchlicher Seite gab es Glückwünsche für ihn, aber auch Kritik.

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Kirchenvertreter aus aller Welt haben dem kolumbianischen Staatspräsidenten Juan Manuel Santos zum Friedensnobelpreis gratuliert. Der Vorsitzende der Kolumbianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Luis Augusto Castro Quiroga, erklärte, er sei, wie all seine Landsleute, sehr erfreut über die Entscheidung des Nobelpreiskomitees und verstehe den Preis als "Anerkennung und großen Rückhalt für den Friedensprozess".

Er hoffe, die Vergabe des Preises bewege jene, die in diesen Momenten über die Bedingungen des Friedens verhandeln, dazu, eine schnelle Lösung zu finden. Dem Frieden dürften "keine Steine in den Weg gelegt werden", so der Erzbischof von Tunja. Castro ist auch Vorsitzender der Nationalen Schlichtungskommission, die sich für ein Ende des 52 Jahre dauernden Bürgerkrieges in Kolumbien einsetzt. Bereits im Vorfeld hatte Papst Franziskus erklärt, Santos habe für den Frieden "alles riskiert".

Misereor betont Santos Mitverantwortung für Eskalation

Auch Vertreter von deutschen Hilfsorganisationen würdigten Santos. Der Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerks Misereor, Pirmin Spiegel, betonte jedoch zugleich, Santos sei als Verteidigungsminister über viele Jahre hinweg "für die Eskalation des Bürgerkriegs mitverantwortlich" gewesen. Er bedauerte, dass die rund 60 an den Verhandlungen beteiligten Opfervertreter nicht ebenfalls mit dem Preis geehrt wurden.

Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat lobte die Ausdauer der Verhandlungspartner während der rund vierjährigen Gespräche. Ebenso viel Geduld, Vertrauen und Versöhnungsbereitschaft seien nun nötig, um ein friedliches Kolumbien aufzubauen, sagte Adveniat-Hauptgeschäftsführer Bernd Klaschka.

Linktipp: Papst Franziskus gratuliert Kolumbien

Nach 52 Jahren ist der Krieg in Kolumbien offiziell beendet. Zum Abschluss des Friedensvertrags war auch ein Vertreter aus dem Vatikan gekommen. Er brachte eine besondere Botschaft mit.

Das Komitee zur Vergabe des Nobelpreises hatte bei der Bekanntgabe am Freitag betont, die Auszeichnung sei auch als "Tribut an das kolumbianische Volk zu sehen, das trotz großer Schwierigkeiten und Missstände die Hoffnung auf einen gerechten Frieden" nie aufgegeben habe. Gleiches gelte für alle am Friedensprozess beteiligten Parteien. Der Preis sei zudem den unzähligen Bürgerkriegsopfern gewidmet, hieß es.

Im August hatten sich die FARC und die Regierung Santos auf ein Ende des Konflikts geeinigt, der laut Nobelpreiskomitee mindestens 220.000 Menschen das Leben kostete und mindestens sechs Millionen zu Binnenflüchtlingen machte. Ende September wurde der Friedensvertrag unterschrieben. Die kolumbianische Bevölkerung lehnte die Friedensvereinbarung am vergangenen Wochenende in einer Volksabstimmung überraschend und mit hauchdünner Mehrheit ab. (rom/KNA)