Diözesen in ganz Europa widmen dem Heiligen ein Gedenkjahr

Was der heilige Martin zu Trump gesagt hätte

Veröffentlicht am 11.11.2016 um 14:10 Uhr – Lesedauer: 
Heilige

Rottenburg ‐ Die Botschaft von Sankt Martin ist 1.700 Jahre alt - aber aktueller denn je, findet der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst. Am Gedenktag des Heiligen erlebte das Festjahr des Bistumspatrons einen Höhepunkt.

  • Teilen:

Ziemlich genau 1.700 Jahre ist es her, dass sich ein Priester namens Martin in einem Gänsestall versteckte, um sich vor der Verantwortung zu drücken: Bischof der französischen Stadt Tours zu werden, erschien dem bescheidenen Mann wie ein Albtraum. Doch es kam alles anders. Die Tiere schnatterten laut und verrieten ihn, Martin nahm das Amt an und wurde nach seinem Tod zu einem der bekanntesten Heiligen der katholischen Kirche. Berühmt machte ihn vor einem allem eine Tat aus seiner Zeit als junger Soldat: Damals teilte er von seinem Pferd aus seinen edlen Mantel mit einem Bettler. Zum runden Geburtstag sind dem Heiligen Festjahre an Orten in ganz Europa gewidmet, an denen er wirkte. Zu seinem heutigen Gedenktag finden sie ihren Höhenpunkt und Abschluss finden.

In Deutschland hat die Diözese seit dem Herbst eigenes Martinsjahr mit Ausstellungen, Gottesdiensten und weiteren Veranstaltungen ausgerichtet. Schüler führten ein Martin-Musical auf, die Diözesanwallfahrt führte in zwei Städte, die eng mit Martin verbunden sind. Die Gläubigen pilgerten ins ungarische Szombathely, wo Martin 316 geboren wurde und besuchten seinen Bischofsitz in Tours, wo sich auch sein Grab befindet. Am heutigen Freitag beenden ein Festakt und ein anschließendes Pontifikalamt in der Basilika auf dem Rottenburger Martinsberg das Jahr, bevor am Sonntag das ZDF noch seinen Gottesdienst aus dem Dom Sankt Martin überträgt. Martin ist wie auch im Bistum Mainz der Patron der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Linktipp: Sankt Martin

Nach der Legende wollte der heilige Martin nicht Bischof werden. Und fast wäre tatsächlich alles ganz anders gekommen - entscheidend war in seinem Leben ein Mantel.

Für Bischof Gebhard Fürst ist die Botschaft des Heiligen, der sich für die Armen einsetzte, aktueller denn je: "Dieser Name bleibt ein Stachel im Fleisch der Christen", sagt er gegenüber katholisch.de. Martin sei auch heute "Ansporn, dass wir uns noch stärker den Bedürftigen aller Art zuwenden". Als Beleg führt Fürst den ehrenamtlichen Einsatz für Flüchtlinge im vergangenen Jahr auf. "Sein Name steht dafür, dass Brücken geschlagen werden von Vermögenden zu Bedürftigen. Diese Brücken tragen Namen wie Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Vergeben und Verzeihen, Liebe statt Gewalt, mutige und gleichzeitig bescheidene Christusnachfolge". Folgerichtig habe das Bistum auch das Heilige Jahr besonders im Zeichen Martins begangen. Schließlich sei dieser eine "Ikone der Barmherzigkeit", findet Gebhard Fürst.

Besonders eine Errungenschaft wird das Martinsjahr wohl nachhaltig im Gedächtnis verankern:  Der Martinsweg, ein Wegenetz zum Gedenken an den Heiligen, das von Szombathely nach Tours führt, hat in Baden-Württemberg ein neues Teilstück bekommen. Zu erkennen ist der Fernwanderweg "Via Sancti Martini", den der Europarat 2005 initiierte, an den bordeauxroten Schildern mit dem gelben Kreuz. Zur Eröffnung des neuen Teilstücks vor wenigen Wochen sprachen Fürst und sein Freiburger Amtskollege Erzbischof Stephan Burger von einem "Geschenk".

Gebhard Fürst ist seit 2000 Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Bild: ©KNA

Gebhard Fürst ist seit 2000 Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Doch auch außerhalb Deutschlands wurde Martin gefeiert. In Szombathely endet das Martinsjahr in diesen Tagen mit einer Festwoche,  bei der unter anderem der Wiener Kardinal Christoph Schönborn  einen Gottesdienst hält. Und in Frankreich wurde in den vergangenen Tagen symbolisch der Leichnam des Heiligen mit einem Schiff über die Loire zurück nach Tours gebracht – so wie es vor 1700 Jahren gewesen sein soll. Im Jahr 397 war Martin bei einem Pfarreibesuch in dem Örtchen Candes gestorben.

Auch dort machten die Veranstalter noch einmal deutlich, dass die Botschaft Martins bis heute wirkt. Danielle Thiry, die Bürgermeisterin von La Chapelle-sur-Loire, einem Ort auf dem Weg der Schiffsprozession, wählte nachdenkliche Worte. Von Martin könne man sogar etwas über die Wahl in den USA lernen. "Ohne die Solidarität und Barmherzigkeit, wie sie der heilige Martin gezeigt hat, verliert eine Gesellschaft ihren Zusammenhalt", mahnte sie mit Blick auf den neuen Präsidenten Donald Trump. (mit Material von KNA)

Von Gabriele Höfling