Deutscher parkte das Diebesgut bei Flüchtlingen

Gestohlene Krippenfiguren sind zurück

Veröffentlicht am 05.05.2017 um 12:26 Uhr – Lesedauer: 
Kriminalität

Kleve ‐ Über 100 Jahre alte Krippenfiguren wurden aus einer Kirche in Kleve gestohlen. Monate später übergaben sie zwei syrische Flüchtlinge an die Polizei. Ein befreundeter Mann hatte sie bei ihnen abgeliefert.

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Im Januar wurden 18 zum Teil über 100 Jahre alte, holzgeschnitzte Krippenfiguren aus der Klever Stiftskirche Sankt Maria Himmelfahrt gestohlen. Zwei jungen Männern aus Syrien ist es zu verdanken, dass ein Großteil der Figuren wieder aufgetaucht ist und an die Pfarrei zurückgegeben werden konnte, wie das Bistum Münster am Donnerstag mitteilte.

Demnach hatten sich die beiden Syrer mit einem 42-Jährigen Deutschen aus Kleve angefreundet. Der habe sie Anfang April gebeten, eine Tasche bei ihnen unterstellen zu können. Als der 19-jährige Ali und der 20-jährige Issam den Inhalt sahen, seien sie misstrauisch geworden. Eine Recherche im Internet bestätigte den Verdacht; die Flüchtlinge meldeten den Fund der Polizei. Gegen den Verdächtigen wurde nach Angaben der Polizei ein Strafverfahren wegen Diebstahls eingeleitet, er äußert sich nicht zu den Vorwürfen. Ali und Issam leben seit rund eineinhalb Jahren in Deutschland und hatten sich seit einiger Zeit mit dem 42-Jährigen angefreundet.

Der letzte Diebstahl in der Gemeinde war nicht so schnell aufgeklärt

In der Tasche befanden sich 14 der vermissten Figuren. Während des Pressetermins mit den Findern und der Polizei am Donnerstagmittag gab es Hinweise auf den Verbleib weiterer Krippenfiguren: Das Kamel habe ihr Bekannter einem Mann zum Geburtstag geschenkt, sagten die jungen Männer. Die Polizisten gingen den Hinweisen direkt nach und bestätigten am Nachmittag: "Wir haben das Jesuskind, das Kamel und einen Hirten gefunden." Vermisst bleibt eine weitere zentrale Figur: die des Josef.

Linktipp: Wertvolle Krippenfiguren aus Kirche gestohlen

Über 100 Jahre alte Krippenfiguren stahlen Unbekannte aus einer Kirche in Kleve. Die 18 Figuren gelten als wertvoll. Das war jedoch nicht der erste Diebstahl in der Gemeinde. (Artikel vom Januar)

Der Klever Pfarrer Albert Lütkebohmert freut sich dennoch: "Wir haben nicht damit gerechnet, die Figuren jemals wiederzusehen". Es ist die zweite Rückgabe von Diebesgut an die Stiftskirche innerhalb kurzer Zeit. Im September 2016 wurde die Schnitzfigur „Der Prophet“ aus dem 15. Jahrhundert im Keller eines verstorbenen Kunstsammlers wiedergefunden. Diese war bereits 1971 gestohlen worden. Sie befindet sich derzeit noch bei einem Restaurateur.

Die Krippe der Klever Stiftskirche wurde 1910 von der Künstlerin Johanna Lamers-Vordermayer gefertigt. Die teilweise mehr als 40 Zentimeter großen Figuren sind handbemalt und gehörten zu den ersten am Niederrhein, die durch Drahtgelenke beweglich sind. Küster Richard Maaßen hatte die gestohlenen Figuren vor rund zwei Wochen bei der Polizei abgeholt und in Verwahrung genommen. "Schön, dass sie wieder da sind. Einige haben zwar ein paar Macken abbekommen, aber an sich sind sie noch in einem guten Zustand."

Von Agathe Lukassek