Reformierte Kirchen schließen sich der Erklärung zur Rechtfertigungslehre an

Weiterer Unterzeichner für Ökumene-Erklärung

Veröffentlicht am 05.07.2017 um 13:55 Uhr – Lesedauer: 
Ökumene

Wittenberg ‐ Die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" ist ein Meilenstein der Ökumene. Damals unterzeichneten Lutheraner und Katholiken das Dokument. Dem schloss sich nun eine weitere Konfession an.

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Einen wichtigen Schritt zur Überwindung der Spaltung haben die Kirchen am Mittwoch in Wittenberg vollzogen. Die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK), die weltweit rund 80 Millionen Christen repräsentiert, trat der "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre" (GER) bei, die 1999 vom Vatikan und dem Lutherischen Weltbund (LWB) unterzeichnet wurde. Damit wird einer der Hauptpunkte, die im 16. Jahrhundert zur Trennung der westlichen Christenheit führten, von den Katholiken und den wichtigsten aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen nicht mehr als kirchentrennend bewertet.

Auch "Wittenberger Zeugnis" unterzeichnet

Der Weltrat der Methodistischen Kirchen hatte seine Übereinstimmung mit der GER bereits 2006 erklärt, auch die Anglikanische Weltgemeinschaft hat 2016 ihre Zustimmung beschlossen. Damit haben sich die Repräsentanten von weltweit mehr als 250 Millionen Christen der verschiedenen protestantischen Traditionen die Ökumene-Erklärung zu eigen gemacht.

In einem ökumenischen Gottesdienst in der Wittenberger Stadtkirche unterzeichneten die Generalsekretäre der WGRK und des LWB, Chris Ferguson und Martin Junge, außerdem eine Erklärung mit dem Titel "Wittenberger Zeugnis", in der eine engere Zusammenarbeit der beiden Weltbünde vereinbart wird. Die Assoziierungserklärung der WGRK zur Rechtfertigungslehre wurde auch vom Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Bischof Brian Farrell, und dem Präsidenten des Methodistischen Weltrats, Jong Chun Park, unterzeichnet.

Bild: ©KNA

Ein Meilenstein in der Ökumene: Am 31. Oktober 1999 unterzeichnen der Präsident des Lutherischen Weltbundes, Christian Krause, und der Präsidenten des Päpstliches Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Edward Idris Cassidy, die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre".

Darin heißt es abschließend: "Den vorliegenden Schritt und ihre Selbstverpflichtung sehen Katholiken, Lutheraner, Methodisten und Reformierte als Bestandteil ihres Bestrebens nach voller Gemeinschaft und gemeinsamem Zeugnis vor der Welt gemäß dem Auftrag Christi an alle Christen."

Bedford-Strohm: "Bewegender Moment"

Anwesend waren zudem Vertreter des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), der Mennoniten und der orthodoxen Kirche. Zuvor hatten die Repräsentanten der Kirchen um Vergebung für das in der Vergangenheit einander angetane Unrecht gebeten und den Friedensgruß ausgetauscht.

WGRK-Präsident Jerry Pillay sprach von einem "historischen Tag". Nach vielen kleinen Schritten in der Vergangenheit machten die beteiligten Kirchen jetzt einen großen Schritt zur Einheit. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, sprach in einem Grußwort von einem "bewegenden Moment". 500 Jahre nach dem Beginn der Reformation hätten die Christen verstanden, dass sie sich nicht mit den Spaltungen zufriedengeben dürften. Die GER sei ein wichtiger Schritt zur Überwindung der Gegensätze. Die Kirchen gäben damit ein Zeichen der Einheit in einer zerrissenen Welt. (KNA)