Eidgenossenschaft streitet um den Text des Schweizerpsalm

Schweizer Nationalhymne bald ohne religiösen Bezug?

Veröffentlicht am 22.07.2017 um 16:29 Uhr – Lesedauer: 
Gesellschaft

Bonn ‐ Bisher ist im Schweizerpsalm von "frommen Seelen" die Rede, auch ein Aufruf zum Gebet findet sich. Pünktlich zum Nationalfeiertag im August will das die "Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft" ändern.

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Kurz vor dem Nationalfeiertag am 1. August gibt es in der Schweiz Streit um den Text der Nationalhymne. Das berichtet das Internetportal kath.ch. Die Initiative "Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft" (SGG) will einen neuen Text des sogenannten "Schweizerpsalms" durchsetzen, der auf jeglichen religiösen Bezug verzichtet.

Postartenaktion für bisherigen Text

Der neue Text ist das Ergebnis eines Wettbewerbs, den sie SGG bereits vor einigen Jahren ausgelobt hat, da sie die ursprüngliche Form nicht mehr für zeitgemäß hält.  Nun will die Vereinigung den neuen Text weiter verbreiten. Unterstützt wird sie dabei nach Angaben von kath.ch unter anderem von einigen früheren Schweizer Regierungsmitgliedern und dem  evangelische Grossmünster-Pfarrer aus Zürich, Christoph Sigrist.

Die Vereinigung "Neuer Rütlibund" setzt sich dagegen für die Beibehaltung des ursprünglichen Textes ein. Dazu rief sie jetzt eine Postkartenaktion ins Leben, die sich auch auf Nikolaus von der Flühe, den Schweizerischen Nationalheiligen, bezieht. Dessen tiefer Gottesbezug finde in der ursprünglichen Form des Schweizer Psalm seine Entsprechung, so der Neue Rütlibund.

Freiheit, Unabhängigkeit, Frieden und Gerechtigkeit.

Der neue Textvorschlag verzichtet auf religiöse Bezüge, der in der Ursprungsform noch reichlich vorhanden sind. Während dort zum Gebet aufgerufen und von den "frommen" Seelen der Schweizer gesprochen wird, bezieht sich der neue Text vor allem auf Werte wie Freiheit, Unabhängigkeit, Frieden und Gerechtigkeit.

Der Schweizerpsalm ist seit 1961 provisorische und seit 1981 offizielle Nationalhymne der Schweiz und löste die vorherige Hymne "Rufst du mein Vaterland" ab, die auf die Melodie von "God Save the Queen" gesungen wurde. Der Text des Dichters Leonhard Widmer wurde 1841 durch den Zisterziensermönch Alberik Zwyssig vertont, der dazu auf die von ihm komponierte Melodie zum Messgesang "Diligam te Domine" zurückgriff. Die Hymne ist auch in den katholischen und evangelischen Gesangbüchern der Schweiz abgedruckt.

(gho/fxn)

Ergänzung, 23. Juli 2017, 9.50 Uhr: Geschichte des Schweizerpsalms präzisiert.