Kardinal äußert sich erneut zu Amoris laetitia

Dubia: Burke hält an "formaler Korrektur" fest

Veröffentlicht am 17.08.2017 um 13:53 Uhr – Lesedauer: 
Der us-amerikanische Kardinal Raymond Leo Burke.
Bild: © KNA
Papstschreiben

Bonn ‐ Zuletzt war es still um das Thema geworden, jetzt hat sich Kardinal Raymond Burke erneut zu den "Zweifeln" an Amoris laetitia geäußert. Eine "formale Korrektur" sei weiter möglich, ein Schisma dringend zu vermeiden.

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Kardinal Raymond Leo Burke hat seinen Willen zu einer "formalen Korrektur" hinsichtlich des Papstschreibens Amoris laetitia bekräftigt. "Papst Franziskus hat sich entschieden, die fünf Dubia nicht zu beantworten", sagte Burke jetzt im Interview mit der Zeitung "The Wanderer", "also ist es nun notwendig, klar zu sagen, was die Kirche über Ehe, die Familie lehrt." Burke ist einer von vier Kardinälen, die vor fast einem Jahr einen Brief an den Papst gesendet haben, der sogenannte "Dubia" (Zweifel) an bestimmte Aussagen in Amoris laetitia enthielt. Nachdem sie keine Antwort von Franziskus erhielten, machten die Kardinäle ihr Schreiben öffentlich. Das Vorgehen wurde von verschiedenen Seiten scharf kritisiert.

Im Interview mit "The Wanderer" erklärt Burke, wie die formale Korrektur des Papstes aussehen soll. "Auf der einen Seite ist klar dazulegen, was die Lehre der Kirche ist", so Burke, "auf der anderen Seite ist zu sagen, was derzeit der römische Pontifex lehrt." Würde dabei ein Widerspruch deutlich werden, sei der Papst dazu aufgerufen, seine Lehre "dem Gehorsam gegenüber Christus und dem Lehramt der Kirche anzupassen", so der Kardinal. Der Weg sei "sehr einfach". Dem Papst werde eine "formale Erklärung" vorgelegt, auf welche Franziskus "verpflichtet" sei zu reagieren. Nachdem die Dubia vonseiten des Papstes unbeantwortet blieben, erklärte Burke erstmals im Dezember 2016 die Absicht zu einer formalen Korrektur und brachte sie seitdem immer wieder ins Gespräch.

"Situation muss korrigiert werden"

Der Kardinal ist weiterhin davon überzeugt, dass die derzeitige "Situation korrigiert werden muss". "Die Kirche wird von Verwirrung und Spaltung entzweigerissen", betont Burke im Interview. Seit der Veröffentlichung von Amoris laetitia habe sich die kirchliche Situation weltweit verschlimmert. Überall treffe er Bischöfe, Priester und Laien, die wegen der verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten des Papstschreibens "verzweifeln". Sie würden sich von liberaler Seite Vorwürfen ausgesetzt sehen, "gegen den Papst" zu sein.

Denjenigen, die sich mit dem Pontifikat von Franziskus unzufrieden zeigen, rät Burke jedoch dringend von jeder Idee einer Kirchenspaltung ab. "Ein Schisma kann niemals richtig sein." Sehr wohl könnten sich Menschen in der Kirche in einer "schismatischen Situation befinden, wenn die Lehre Christi aufgegeben wurde". "Und das ist in der Tat das, was derzeit passiert." Das angemessene Wort dafür sei "Apostasie", die laut der Muttergottes von Fatima auch mit dem "Versagen der Hirten, die Kirche zur Einheit zu führen", einhergehe, so der Kardinal.

Ihren Ausgangspunkt nahm die Dubia-Debatte mit einem Brief der vier Kardinäle Walter Brandmüller, Raymond Burke, Carlo Caffarra und Joachim Meisner vom September 2016. Die darin enthaltenen fünf Fragen bezogen sich vor allem auf das achte Kapitel von Amoris laetitia und den damit verbundenen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Brandmüller hatte sich bereits kurz nach Burkes Ankündigung von einer öffentlichen Korrektur des Papstes vorsichtig distanziert und von einer brüderlichen Zurechtweisung "hinter verschlossenen Türen" gesprochen. Meisner ist Anfang Juli im Alter von 83 Jahren gestorben. (tmg)