Gabriele Höfling zu den Richtlinien für Priester mit Kindern

Die Kinder nicht verheimlichen!

Veröffentlicht am 24.08.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Gabriele Höfling zu den Richtlinien für Priester mit Kindern

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Die irische Bischofskonferenz hat dazu beigetragen, eines der großen Tabus der katholischen Kirche ans Licht zu holen: Sie hat Verhaltensrichtlinien für Priester mit Kindern erlassen. Danach sollen sich die betroffenen Priester rechtlich, moralisch und finanziell ihrer Verantwortung stellen. In den Richtlinien steht ein entscheidender Satz: "Aus Gerechtigkeit und Liebe sollen die Bedürfnisse der Kinder an erster Stelle stehen."

So wenig, wie bisher aus der katholischen Kirche zu diesem Thema zu hören war, ist allerdings zu bezweifeln, ob wirklich schon alles getan wird, um die Belange der Kinder ganz oben auf die Prioritätenliste zu setzen. Dass einige Priester trotz des Zölibatsversprechens Väter werden, ist ja nicht neu. So entsteht das schale Gefühl, dass die Kirche ein für sie überaus unangenehmes Thema lieber aussitzt. Auch über die irischen Richtlinien war zuerst aus der Zeitung zu erfahren und nicht über eine Mitteilung der Kirche. 

Sich mit etwas Unangenehmen nicht auseinandersetzen zu wollen, ist zwar verständlich, darf sich die Kirche aber nicht erlauben. Kinder haben ein Recht darauf, mehr über ihre Erzeuger zu erfahren. Nicht umsonst forderte das UN-Kinderrechtskomitee den Vatikan 2014 auf, Kinder katholischer Priester über ihre Herkunft aufzuklären, damit diese ihr Recht wahrnehmen könnten, "ihren Vater zu kennen und von ihm versorgt zu werden". Und dass die Strategie des Aussitzens zu nichts führt, sollte doch eigentlich eine zentrale Erkenntnis aus dem Missbrauchsskandal sein. Auch damals reagierte die Kirche anfangs nur zögerlich, ein aktives Agieren wie den Erlass von Richtlinien zum Umgang mit Missbrauch zeigte sie erst spät.

Damit kein Missverständnis aufkommt:  Eine Kritik am Umgang der Kirche mit den Priesterkindern muss nicht automatisch eine Kritik am Zölibat sein. Nur: Wer sich bewusst für ein Leben in Enthaltsamkeit entscheidet, der sollte dazu stehen. Dazu gehört es eben auch, zuzugeben, wenn man die Regeln verletzt – und das nicht auf Kosten der Kinder zu verheimlichen.

Daher hier der doppelte Appell: Einerseits an die betroffenen Priester, trotz aller Schwierigkeiten zum eigenen Kind zu stehen und Verantwortung zu übernehmen. Der zweite Appell geht an die kirchlichen Institutionen: Ermutigt die Priester, zu ihren Kindern zu stehen. Das Vorgehen der irischen Bischofskonferenz muss ein Vorbild für andere Länder sein.

Von Gabriele Höfling

Die Autorin

Gabriele Höfling ist Redakteurin bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.