Aufbrüche, nicht Kirchenkrise

Mehr als 1.000 Menschen wollen von Donnerstag bis Samstag in Hannover an der Veranstaltung des Bistum Hildesheim und der evangelischen Landeskirche Hannover teilnehmen. Für weitere Interessierte werden einzelne Veranstaltungen im Internet live übertragen, auch bei katholisch.de (siehe Kasten). Es soll um die Frage gehen, wie Menschen heutzutage die Lebenskraft der christlichen Botschaft entdecken können und welche kirchlichen Formen und Formate dabei hilfreich sind. Der ökumenische Kongress sei in dieser Form in Deutschland "einmalig und erstmalig", sagt Christian Hennecke, der im Bistum Hildesheim für die "missionarische Seelsorge" zuständig ist.
Veranstalter sieht Aufbruchstimmung
Innerhalb beider Konfessionen gebe es einen Reichtum an Aufbrüchen und Initiativen, so der Priester. Hennecke plädiert für einen Perspektivwandel und verweist auf die Jugendpastoral, die junge Menschen heutzutage eher an der Schule oder der Uni erreiche, als über die klassischen Gemeinden. Auch andere Formen des Gottesdienstes seien erfolgreich – er nennt die nach dem Weltjugendtag 2005 in Köln entstandenen "Nightfever"-Aktionen in deutschen Städten und das "Gebetshaus" der charismatischen Erneuerung in Augsburg. Solche Aufbrüche gebe es auch in der evangelischen Kirche. Katholiken wie Protestanten teilten das gemeinsame Anliegen, sich über Erfolge auszutauschen und weiter nach erfolgreichen Formen von Evangelisierung zu suchen, sagt Hennecke.
Live dabei sein
Bei katholisch.de können Sie einzelne Veranstaltung des Kongresses "Kirche hoch zwei" im Live-Stream verfolgen: • Fr. 15.2. 10-11.00 Uhr: "Plenum 1: Ökumene²" • Fr. 15.2. 11-12.30 Uhr: "Plenum 2: Inspiration²" • Fr. 15.2. 19-20.30 Uhr: "Plenum 3: Glaube²" • Sa 16.2. 9.30-11.00 Uhr: "Plenum 4: Wandel²" • Sa 16.2. 14.30-16.15 Uhr: "Plenum 5: Wir²"Bereits seit einigen Jahren gehen das katholische Bistum und die evangelische Landeskirche dem Thema nach. Inspirationen fanden sie in Großbritannien, denn die Anglikaner haben nach Henneckes Worten 15 Jahre Vorsprung bei der Weiterentwicklung von evangelisierenden Initiativen. Zum Kongressbeginn wird der anglikanische Bischofsassistent Graham Cray sprechen, der Leiter von "Fresh Expressions", wie die seit 1990 entstandenen kirchlichen Gruppen innerhalb der Church of England genannt werden.
Glaubenskurse in der Kneipe und milieuspezifische Taufvorbereitung
Wie vielfältig die Themen sind, mit denen sich die rund 1.150 Ehren- und Hauptamtlichen sowie engagierte Verantwortungsträger bei "Kirche hoch zwei" beschäftigen können, zeigt ein Blick ins Programm: Es gibt Workshops über "Glaubenskurse in der Kneipe", über milieuspezifische Taufvorbereitung, Tipps für Weltverbesserer und Fundraiser, Ideen für "Nachteulengottesdienste" und für die Kirchenbindung der älteren Generation. Fast schon Wettkampfcharakter hat der "Preacher Slam" am Donnerstagabend in der Jugendkirche Hannover: Fünf bekannte Poetry-Slammer und fünf Kirchenprofis werben mit Kurzgeschichte, Lyrik und Rap zum Thema Religion um die Gunst des Publikums. Von "weltlicher" Seite nehmen unter anderem Tobias Kunze und Klaus Urban teil, für die Kirche die evangelische Autorin Christina Brudereck und der "Wort zum Sonntag"-Sprecher Wolfgang Beck.
Die beiden Kirchen freuen sich über das rege Interesse der Gläubigen an dem Kongress, der schon im November ausgebucht war, als man mit der Werbung beginnen wollte. Es sei ein "schönes Zeichen", dass sich die Menschen langfristig darauf freuten, sagt Hennecke. Mit den Bochumer Theologen Thomas Söding und Matthias Sellmann tritt bei "Kirche hoch zwei" laut dem Veranstalter das "Who ist Who der missionarisch Engagierten" auf. Der ökumenische Kongress soll ein "Aufbruchssignal" setzen, die Teilnehmer sollen die Impulse in ihre Gemeinden tragen und die Arbeit fortsetzen, wünscht sich der Priester.
Von Agathe Lukassek