Transparenz und hohe Standards bei Gastgebern gefordert

Kirchen kritisieren FIFA wegen WM-Vergaben

Veröffentlicht am 13.06.2018 um 12:55 Uhr – Lesedauer: 
Sport

Darmstadt/Berlin ‐ Trotz Menschenrechtsverletzungen sind Länder wie Russland (2018) und Katar (2022) Gastgeber einer Fußball-Weltmeisterschaft. Zur Vergabe der WM 2026 melden sich nun die beiden großen Kirchen zu Wort.

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Hochrangige Vertreter der Kirchen in Deutschland kritisieren den Weltfußballverband FIFA für die Auswahl der Gastgeberländer für Fußball-Weltmeisterschaften. "Hier sind unentschuldbare Fehlentscheidungen gefallen", sagte der Berliner Erzbischof Heiner Koch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Ich bin der Meinung, dass bei der Auswahl der gastgebenden Nationen deutlich strengere Maßstäbe gerade im Hinblick auf die Menschenrechtslage angelegt werden müssen."

Der Sportbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung, forderte "viel mehr Transparenz" bei der Vergabe künftiger Weltmeisterschaften. Die FIFA werde ihrer Verantwortung bei der Auswahl der Gastgeberländer "schon seit Jahren nicht mehr gerecht", sagte er am Mittwoch in Darmstadt. Bei der WM in Russland drohe die Gefahr, dass "Sportler instrumentalisiert und zur nationalen Inszenierung genutzt werden".

Geht die WM 2026 nach Nordamerika oder nach Marokko?

Am Mittwoch wurde in Russland entschieden, dass die USA, Kanada und Mexiko die WM in acht Jahren 2026 gemeinsam ausrichten dürfen. Zur Wahl stand außerdem das nordafrikansiche Marokko. 2022 wird die WM in Katar stattfinden, was immer wieder heftig kritisiert wird angesichts der Lage im Land und der Arbeitsbedingungen beim Bau der Stadien.

Nach Ansicht Jungs ist es auch Aufgabe der Kirchen, "auf die schwierige Situation von Menschenrechtsverletzungen oder einer aggressiven Politik hinzuweisen". Zugleich müssten die Erfolgsaussichten solcher Kritik "realistisch" gesehen werden. "Wir sind keine 'Welt-Werteagentur', die mit erhobenem Zeigefinger moralische Appelle von sich gibt, auf die hin sich alles ändert", so Jung. "Das schafft noch nicht einmal die UN."

Bei aller berechtigten Kritik an der am Donnerstag beginnenden Turnier sei es wichtig, "nicht den Sport und die Sportler aus dem Blick zu verlieren". Er halte "nichts von übertriebenen Erwartungen in aktuellen politischen Fragen an die Funktionäre und Sportler", sagte Jung und fügte hinzu: "Sie können politische Versäumnisse nicht aufarbeiten." (bod/KNA)