Sakramentale Weihe für 77 Prozent der Ordensoberen denkbar

Großteil der US-Orden hält Diakoninnen für möglich

Veröffentlicht am 03.08.2018 um 13:15 Uhr – Lesedauer: 
Sakramente

Bonn/Washington D.C. ‐ Der Papst lässt das Amt der Diakonin in der frühen Kirche erforschen. Eine Studie zeigt nun: Dreiviertel der US-Orden halten Diakoninnen für möglich. Aber würden sich die Ordensfrauen auch weihen lassen?

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77 Prozent der amerikanischen Ordensoberen gehen davon aus, dass Frauen zu Diakoninnen geweiht werden können. Dies ergab eine Studie des Zentrums für angewandte Apostolatsforschung (CARA) an der Jesuiten-Universität Georgetown. 72 Prozent denken, dass die Kirche eine sakramentale Weihe für Frauen zulassen sollte. Dass dies tatsächlich geschieht, glauben allerdings nur 45 Prozent der Antwortenden.

Die Studie wurde zwischen Januar und Mai 2018 durchgeführt. Dafür wurden fast 800 Ordensobere angeschrieben. Etwa die Hälfte hat den Fragegebogen ausgefüllt. Die antwortenden Gemeinschaften stellen nach Auskunft von CARA nach verschiedenen Kriterien wie Alter und Geschlecht einen repräsentativen Querschnitt der Ordenslandschaft der USA dar.

Die Oberinnen von Frauenorden gehen nicht davon aus, dass Diakoninnen zu einem Anstieg der Ordensberufungen führen würde. Nur vier Prozent rechnen damit; ihre männlichen Kollegen sind optimistischer. Elf Prozent von ihnen vermuten mehr Berufungen für die Frauenorden, wenn es Diakoninnen gebe. Von den befragten Männergemeinschaften haben 24 Prozent Diakone in ihren Reihen. Die Oberinnen der Frauenorden wurden außerdem gefragt, wie viele der Mitglieder ihrer Gemeinschaften selbst ein Interesse an einer Weihe zur Diakonin hätten. Im Schnitt wurden 2,7 interessierte Ordensfrauen genannt, die häufigste Antwort auf die Frage sei aber "keine" gewesen.

Weibliches Gesicht für die Kirche

69 Prozent gehen davon aus, dass die US-Bischofskonferenz bereit wäre, Diakoninnen zu weihen, wenn die Kirche es erlauben würde. Nur 58 Prozent rechnen allerdings damit, dass ihr zuständiger Bischof auch Diakoninnen weihen würde. "Ich danke, das Thema wird durch das Interesse des Heiligen Vaters vorangebracht", lautet dazu eine Rückmeldung eines Studienteilnehmers. "Ich bin aber etwas besorgt, dass die Bischöfe nicht so offen sind, mögliche Änderungen zu befürworten und umzusetzen." Große Einigkeit besteht, dass die Einführung von Diakoninnen auch die Forderungen nach einer Priesterinnenweihe verstärken würden: 84 Prozent der Antwortenden halten das für "etwas" oder "sehr" wahrscheinlich.

Im Fragebogen hatten die Teilnehmer auch die Möglichkeit, offene Rückmeldungen zu geben. Ein Teilnehmer betonte dabei, dass die Diakoninnenweihe nicht für die geweihte Person, sondern für die Kirche ein Segen wäre: Die besondere Art von Frauen zu fühlen und zu dienen würde "der Kirche ein schönes Gesicht geben" und ihrem Dienst etwas hinzufügen, das Männer in diesem Amt nicht haben.

Diakoninnen-Kommission auf Wunsch von Ordensoberinnen eingerichtet

Papst Franziskus hat im August 2016 eine Studienkommission zum Diakonat der Frau eingerichtet. Sie soll die Aufgabenfelder von Diakoninnen in der frühen Kirche untersuchen. Die Einrichtung geht auf einen Vorschlag der Internationalen Vereinigung von Generaloberinnen zurück, einem weltweiten Zusammenschluss der Oberinnen katholischer Frauengemeinschaften. Die Kommission besteht aus zwölf Mitgliedern und ist paritätisch mit Männern und Frauen besetzt. Mitglieder aus dem deutschsprachigen Raum sind Marianne Schlosser, Leiterin des Fachbereichs Theologie der Spiritualität an der Universität Wien, sowie der emeritierte Dogmatiker Karl-Heinz Menke von der Universität Bonn. (fxn)

Linktipp: Diese Aufgaben könnten Diakoninnen übernehmen

Karl-Heinz Menke ist Mitglied der vatikanischen Kommission zum Diakonat der Frau. Jetzt äußert er sich zu möglichen künftigen Aufgaben für Frauen in der Kirche und zu ihrer Zulassung zum Weihesakrament. (Artikel aus dem August 2016.)