Standpunkt

Die Wahrheit wird stärker sein

Veröffentlicht am 18.12.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Was war 2018, was kommt? Chronisten schauen zurück, Auguren nach vorn – und Prälat Assenmacher darauf, wie es für die Kirche weitergehen kann. Für ihn ist klar: Nur in Wahrheit und Gerechtigkeit.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Alle Jahre wieder ist jetzt die Zeit, in der die Chronisten und die Auguren zu Wort kommen. Was war 2018? Im FAZ-Magazin "Bilder des Jahres" fand ich z.B. für die vergangenen 12 Monate nicht ein Foto mit Bezug zur Kirche; dafür aber die verkleinerte Replik einer "Karlikatur" von Karl Lagerfeld zum Thema Missbrauch und Kirche, die bereits ganzseitig in der Oktoberausgabe präsentiert worden war. – Dann die Auguren: Wie gewöhnt ist die Prognose zu erwarten, wie viele Menschen in diesem Jahr an einem Weihnachtsgottesdienst teilnehmen wollen – oder eben nicht

Schließlich steht noch die "schöne" Bescherung aus, diesmal vielleicht trotz der Nachrichtensperre in Australien ein Bericht über den Prozess gegen Kardinal Pell oder ein anderer Skandal. Den Stoff muss man gar nicht suchen, er wird geliefert. Auch in Deutschland sprachen Bischöfe nicht nur davon, dass sich die Kirche sagen lassen müsse, sie sei eine "Täterorganisation", sondern gar, der Missbrauch der Macht stecke in ihrer DNA.

Mein Standpunkt zum Ende dieses Jahres 2018 ist eine Lebensmaxime von John Henry Kardinal Newman (1801-1890): Praevalebit veritas – Die Wahrheit wird stärker sein. Auch wenn zunehmend mehr Menschen von der Kirche abrücken und, noch schlimmer, sich das Gottesbild mancher verdunkelt, vertraue ich darauf, dass ein wirklich redliches Bemühen um Wahrheit und Gerechtigkeit erschüttertes und sogar zerstörtes Vertrauen wiederherstellen kann.

An der Wahrheit führt kein Weg vorbei, so schmerzlich und beschämend sie sein mag: Die Wahrheit, das ist zunächst die Zahl und das Leid der Opfer. Jeder Fall ist ein Fall zu viel. Es ist die Feststellung, wie in unterschiedlichen Zeiten mit Betroffenen und dem, was sie schilderten, umgegangen wurde. Welche Hintergründe maßgeblich waren. Welche Begrenztheiten und Motive die Beteiligten leiteten. Ob und wie Opfern zu helfen ist. Wie das Geschehene angemessen geahndet werden kann. Was zu tun ist, um Wiederholungen zu vermeiden. Womit man auch künftig rechnen muss.

Von Günter Assenmacher

Der Autor

Prälat Günter Assenmacher ist Domkapitular in Köln und Offizial für die Bistümer Köln, Essen und Limburg.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.