Mainzer Oberhirte kommentiert in Kirchenzeitung den Fall des Internetportals

Lehmann: kreuz.net beschämend

Veröffentlicht am 10.12.2012 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz, im Porträt
Bild: © KNA
Medien

Mainz/Bonn ‐ Mit scharfen Worten zum "Fall kreuz.net" hat sich Kardinal Karl Lehmann am Wochenende in der Mainzer Kirchenzeitung "Glaube und Leben" zu Wort gemeldet. Es sei beschämend, dass die katholische Kirche es mit ihren eigenen Mitteln nicht geschafft hatte, die "schändlichen Machenschaften" von kreuz.net zu beenden, schreibt der Mainzer Bischof. Erst die Initiative des Berliner Bruno-Gmünder-Verlages habe dem "unheiligen Treiben" ein Ende bereitet.

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Ebenso betonte Lehmann, dass die kirchlichen Institutionen "im Rahmen der uns erlaubten Mittel keine Wege zur Aufklärung der Machenschaften und Hintermänner von kreuz.net finden konnten." Dies bedeute aber nicht, dass man "kein glaubwürdiges Interesse an der Entlarvung" gehabt hätte.

Zugleich verteidigte Lehmann sein Vorgehen gegen Pfarrer Hendrick Jolie. Das Bistum habe stets darauf hingewiesen, dass nach dem bisherigen Wissenstand Jolie keine Hetze gegen Juden, Ausländer oder Homosexuelle betrieben habe. "Dies entschuldigt freilich nicht die Ungeheuerlichkeit, sich überhaupt an einem Organ beteiligt zu haben, das solche Hetzkampagnen betrieben hat", so Lehmann weiter.

Jolie war bei der Suche nach den kreuz.net-Autoren ins Visier der Fahndung geraten. Hatte er zunächst nur von einem "leichtfertigen Umgang" mit dem Portal gesprochen, musste er später einräumen, eigene Texte geliefert zu haben.

Gegen Pauschalverurteilungen

Zudem wehrte sich der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz gegen die seiner Ansicht nach teils harsche Kritik der Medien an der Kirche und seiner Person. "Auch in einer leidenschaftlich und emotional geführten Debatte muss es möglich sein, ein sachgerechtes und faires Urteil zu fällen." Weiter ärgert sich Lehmann, dass der Kirche eine Kollektivhaftung für alles, was kreuz.net betrieben habe, zugesprochen werde. "Die Kirche muss gewiss auch nach dieser Affäre in sich selber und auf allen Ebenen eine Gewissenserforschung vornehmen. Aber dies müssen nicht weniger auch manche andere tun."

Seit Anfang Dezember ist das Internet-Portal kreuz.net nicht mehr zu erreichen . 2004 online gegangen und im Ausland registriert, hatten die Autoren es als Initiative einer internationalen Gruppe von Katholiken in Deutschland und Übersee bezeichnet, die hauptamtlich im kirchlichen Dienst tätig sind. Die katholischen deutschen Bischöfe hatten sich wiederholt für eine Deaktivierung der Internetseite ausgesprochen. (meu/mir)