Von Arnulf von Metz bis Simeon Stylites der Ältere

Seltsame Heilige und ihre Geschichte

Veröffentlicht am 20.01.2019 um 12:01 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Haben Sie schon einmal dafür gebetet, krank zu werden, um bloß nicht zur Arbeit zu müssen? Wenn ja, dann geht es Ihnen so ähnlich wie dem heiligen Fiacrius. Wir haben seine und einige andere kuriose Heiligengeschichten aufgeschrieben.

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Arnulf von Metz

Arnulf wurde wohl Ende des sechsten Jahrhunderts geboren und 614 zum Bischof des französischen Metz geweiht. Am Hofe des Merowingerkönigs Chlothar war Arnulf gern gesehener Gast, wobei ihm der Herrscher die Erziehung seines Sohnes Dagobert anvertraute. Als dieser zum König aufgestiegen war, zog sich Arnulf in ein Kloster zurück, um sich dort um Kranke und Aussätzige zu kümmern. Durchaus interessant ist, dass sich um Arnulf von Metz mehrere Bierlegenden ranken. Schon zu seinen Lebzeiten soll er die Einwohner der Region Metz vor Krankheit bewahrt haben, indem er gesegnetes Bier verteilte. Und bei der Übertragung seiner Gebeine nach Metz sollen über 5.000 Menschen von einem einzigen Humpen Bier getrunken haben. Die Teilnehmer der Prozession konnten so ihren Durst stillen und das Bier im Krug wurde nicht weniger. Kein Wunder also, dass der heilige Arnulf von Metz bis heute als Patron der Bierbrauer verehrt wird.

Bartholomäus

In den Apostellisten der synoptischen Evangelien (Markus, Matthäus, Lukas) findet sich immer der Name Bartholomäus. Jesus selbst hat ihn in seine Nachfolge gerufen und dem Zwölferkreis hinzugefügt. Über sein Wirken nach der Himmelfahrt des auferstandenen Herrn ist wenig bekannt. In Armenien, Indien und Mesopotamien soll er das Evangelium verkündet und Menschen zum christlichen Glauben bekehrt haben. Durchaus skurril ist allerdings, dass Bartholomäus in der Ikonographie teilweise mit seiner eigenen Haut in der Hand gezeigt wird. Zumindest Michelangelo hat den Apostel in der Sixtinischen Kapelle dergestalt abgebildet.  Dies rührt wohl von seinem Martyrium her, bei dem man ihm lebendig die Haut abgezogen habe. Andere Künstler haben sogar versucht, einen gehäuteten Menschen darzustellen. Wer hierfür als Muse diente, möchte man allerdings lieber nicht wissen…

Das weltberühmte Gemälde des letzten Abendmahls von Leonardo da Vinci: Bartholomäus.
Bild: ©castrovilli/Fotolia.com

Das weltberühmte Gemälde des letzten Abendmahls von Leonardo da Vinci: Bartholomäus sieht man ganz links im Bild.

Fiacrius

Der Heiligenlegende nach war Fiacrius ein schottischer Königssohn, der es allerdings vorzog, als Einsiedler zu leben. Da ihn die Schotten gerne zu ihrem König machen wollten, konnte ihm nur ein Wunder helfen: Auf sein Gebet hin wurde Fiacrius vom Aussatz befallen und somit unwürdig, die Königskrone zu empfangen. In der Normandie gründete Fiacrius schließlich eine Einsiedelei, wo er wohl im Jahr 670 starb. Allerhand Wunder soll der Heilige zu Lebzeiten gewirkt haben. So verwandelte sich beispielsweise ein Stein, auf den er sich setzte, in einen ansehnlichen Sessel, der seinen Weg in die Kathedrale des französischen Meaux fand. Ficarius ist übrigens der Patron der Kutscher und zugleich Namensgeber der häufig in Wien anzutreffenden Fiaker.

Hermann von Reichenau

Es kommt nicht immer auf Schnelligkeit an, das lehrt der selige Hermann von Reichenau. Schon im Kindesalter kam er zur Erziehung ins Kloster Reichenau, in das er später als Mönch eintrat. Dort etablierte sich Hermann schnell zu einem großen Gelehrten, der besonders in den Fachbereichen der Mathematik, Astronomie, Musik und Geschichte großes Wissen besaß. Die von ihm verfasste Chronik gilt als wichtige Quelle für die Geschichte des 11. Jahrhunderts. Auch die Abfassung der marianischen Antiphon "Salve Regina" wird ihm zugeschrieben. Trotz seiner großen Schaffenskraft plagte ihn zeitlebens ein körperliches Handicap: Der Selige litt unter einer Behinderung, die ihm das Gehen erschwerte. Deshalb ist der selige Hermann auch vor allem unter seinem Beinamen "der Lahme" bekannt.

Margareta Maria Alacoque

Schon in jungen Jahren trat Margareta Maria Alacoque in ein Kloster der Salesianerinnen im französischen Paray-le-Monial ein. Allerdings war ihr klösterliches Leben nicht gerade einfach: Immer wieder ereilten sie Visionen, so dass sich Priester und Mitschwestern von ihr distanzierten. Einige Mitglieder ihres Konvents sollen sie sogar tätlich angegriffen und verprügelt haben, heißt es. Margareta Maria setzte sich besonders für die Verehrung des göttlichen Herzens Jesu ein. Der Heiland selbst hatte sie in einer Vision beauftragt, den monatlichen Herz-Jesu-Freitag in der Kirche einzuführen. Mit einem Messer, so wird es erzählt, habe sich Margareta Maria den Namen "Jesus" in die Brust geschnitten, um ihre Verbundenheit mit dem Herzen Jesu zu bezeugen. Dem Engagement der Mystikerin begegnete man noch lange Zeit sehr ablehnend. Erst 1856 (also 166 Jahre nach dem Tod Margareta Marias) wurde das Herz-Jesu-Fest durch Papst Pius IX. in der Kirche offiziell eingeführt. So hat sich das Engagement der heiligen Margareta Maria durchaus ausgezahlt – auch wenn die kirchlichen Mühlen etwas langsamer gemahlen haben, als ihr lieb gewesen wäre.

Moses der Äthiopier

Dass man auch als Kleinkrimineller noch die Wandlung zum heiligmäßigen Leben schaffen kann, zeigt der Wüstenvater Moses der Äthiopier. Es heißt, Moses sei anfangs Sklave eines ägyptischen Beamten gewesen und habe zu dieser Zeit vor allem vom Diebstahl gelebt. Bis zum Hauptmann einer Räuberbande soll er aufgestiegen sein, berichten die Legenden. Diese Lebensphase war von Mord, Unzucht und ausgelassenen Gelagen geprägt. Doch irgendwann kam auch für Moses die Stunde der Bekehrung, die er in einem christlichen Kloster erfuhr. Nach seiner Taufe verbrachte er viele Jahre seines Lebens als Eremit in der Wüste und scharte eine große Schülerschar um sich. Als das Kloster, in dem Mose lebte, von feindlichen Truppen angegriffen wurde, erlitt er zusammen mit seinen Mitbrüdern das Martyrium.

Praxedis

Viel weiß man über die heilige Praxedis nicht. Einer Überlieferung gemäß hat sie in Rom eine Kirche gegründet. Nach einer anderen Erzählung kümmerte sie sich als Christin um die Armen und Kranken der Stadt und setzte sich für die verfolgten Christen ein. Das war im Rom des ersten  bzw. zweiten Jahrhunderts natürlich eine gefährliche Sache. Vermutlich wurde sie selbst auch ein Opfer der Christenverfolgungen, ebenso wie ihre Schwester Pudentiana. Da es allerdings keine Belege über ihre Existenz gibt, hat sie Paul VI. 1969 kurzerhand aus dem allgemeinen Heiligenkalender gestrichen. Nichtsdestotrotz wird sie bis heute in der römischen Kirche Santa Prassede, in der auch einige Päpste ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, verehrt.

Bild: ©picture alliance/prismaarchivo

Der Heilige Thomas von Aquin (1225-1274). Der Dominikaner war einer der einflussreichsten Philosophen und Theologen der Geschichte.

Simeon Stylites der Ältere

Die strenge asketische Ausrichtung des frühen Mönchtums hat zu teils kuriosen Praktiken geführt. Eine hiervon hat Simeon in Perfektion ausgeübt: Er wird als einer der ersten christlichen Säulenheiligen verehrt. Über das Leben Simeons ist wenig bekannt. Es wird überliefert, dass er Schafhirte war und nachdem er zum christlichen Glauben kam, in ein Kloster eintrat. Besonders aufgrund seiner asketischen Übungen erlangte er schnell große Bekanntheit. Mehrere Tage soll er kniend im Gebet verharrt und nur einmal wöchentlich gegessen haben. Als man ihm eine 18 Meter hohe Säule errichtete, stieg er auf sie hinauf und verließ sie bis zu seinem Tod nicht wieder – erzählt zumindest die Legende. Mit seiner teils extremen Lebensweise motivierte er auch Nachahmer und bis heute wird eine ganze Reihe an sogenannten „Säulenheiligen“ verehrt.

Thomas von Aquin

Thomas, der um 1225 auf dem Schloss Roccasecca in Italien das Licht der Welt erblickte, wurde ein geistliches Amt gewissermaßen schon in die Wiege gelegt. Es lag im Interesse seiner Familie, dass er seinem Onkel als Abt des Benediktinerklosters Montecassino nachfolgte. Doch es sollte anders kommen. Thomas wurde (gegen den Willen seiner Familie) Dominikaner, studierte in Paris und schuf ein unglaubliches Werk an theologischen Schriften. Bis heute trägt er deswegen auch den Beinamen "Doctor Angelicus" ("engelsgleicher Doktor"). Das viele Schreiben machte scheinbar auch hungrig, zumindest erzählt man sich, dass Thomas sehr beleibt und wahrscheinlich auch stark übergewichtig war. An seinem Schreibtisch musste man sogar eine kreisrunde Vertiefung aussägen, damit er überhaupt daran Platz nehmen und arbeiten konnte.

Von Fabian Brand