Ein satirischer Wochenrückblick von Alexander Brüggemann

Pflanzt Apfelbäumchen! – "Vf bgrtbtb yt w. T"

Veröffentlicht am 26.01.2019 um 10:31 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Der Weltjugendtag ist manchmal auch ein Ort für Dramen. Aktuell platzt das politische Aufbegehren im fast benachbarten Venezuela in das Jugendtreffen in Panama. Daraus kann aber auch Gutes entstehen, meint Alexander Brüggemann in seinem satirischen Wochenrückblick.

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Die Lage in Venezuela ist dramatisch. Das bürgerliche Lager, ausgezehrt von zwei Jahrzehnten chavistischer Unterdrückung, hat am 61. Jahrestag der Vertreibung der Diktatur von Marcos Perez Jimenez die Kräfte gebündelt, um endlich das unfähige Regime von Präsident Nicolas Maduro abzulösen. Ein Drama, wie gesagt. Und doch hat es auch etwas Satirisches, mit welchen Reflexen die Parteien in Deutschland und in der EU darauf reagieren. Ein albanisches Sprichwort sagt: "Wer unter dem Apfelbaum sitzt, isst Äpfel."

Die Vorsichtigen sagen: Ruhe bewahren, nicht schlagen, miteinander reden. Die Beherzten im bürgerlichen Lager sagen: Anerkennung jetzt! Das Aufbäumen und der Mut des jungen Parlamentspräsidenten Juan Guaido Marquez müsse belohnt, seine Übergangsregierung umgehend anerkannt werden. So haben es die USA und Kanada gemacht. Und die Linke sagt: ein Putsch gegen die legitime Regierung Venezuelas! Das alles ist nicht lustig – aber in seinen Automatismen schon auch ein Stück Realsatire.

Für den Weltjugendtag kann diese politische "Störung" fruchtbar sein. Solidarität mit den Jugendlichen in Lateinamerika, das war im Vorfeld unter den Jugendlichen aus Europa ein großes Thema. Dass es in der unmittelbaren Nachbarschaft politisch Spitz auf Knopf steht, womöglich buchstäblich um Leben und Tod geht, das kennt man so bei uns nicht – nicht mehr, oder noch nicht. Da ist Haltung gefragt, so oder so. Das ist das Apfelbäumchen, das gepflanzt wird.

Nicht mit Äpfeln, aber mit Bällen wurde in dieser Woche ganz heftig geworfen. Zum Guten in Köln, wo sich die deutsche Handball-Nationalmannschaft heldisch bis ins Halbfinale durchtankte; zum Schlechten in Sydney, wo die deutschen Tennis-Asse und Titelkandidaten bei den Australian Open samt und sonders früh im Turnier an der Netzkante hängenblieben. Immerhin: Den Pfosten zu treffen ist viel schwieriger als das Tor – insofern haben es alle ziemlich gut gemacht!

Und was war noch? Der Brexit misslingt, wo immer er nur kann und maximal. Und auch dort ist der Parlamentspräsident der Mann mit Haltung, wenn auch mit grauenvollen Krawatten. John Bercow, ein Mann der Woche. In einem Kölner China-Restaurant zerstückelt ein Koch einen Kollegen, über den er sich geärgert hatte – aber immerhin fachgerecht. Und Florian Silbereisen wird Traumschiff-Kapitän. Daraufhin twittert der nordrhein-westfälische Ministerpräsident  Armin Laschet an seine 28.300 Follower: "Vf bgrtbtb yt w. T".

Es gab viel Stirnrunzeln und Rätselraten. Doch immerhin ein User verstand die Botschaft und kommentierte: "Wenigstens einer in der Union, der sich traut, das auszusprechen!" Was er meinte, das ist die Denksportaufgabe fürs Wochenende. Und hoffen wir, dass 2019 eine gute Apfelernte wird.

Themenseite: War's das?!

"War's das?!" fragt katholisch.de in seinem satirischen Wochenrückblick. Im Wechsel lassen verschiedene Autoren samstags die zu Ende gehende Woche Revue passieren. Mit einem Augenzwinkern blicken sie auf Kurioses und Bemerkenswertes in der katholischen Welt zurück.