Wie Internethändler auf den Rückzug von Benedikt XVI. reagieren

500 Euro für den Papst

Veröffentlicht am 16.02.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer:

Souvenirs

Berlin ‐ Die Rückzugsankündigung von Papst Benedikt XVI. liegt eine knappe Woche zurück. Doch im Internet hat die Jagd nach Erinnerungsstücken längst begonnen. So meldet der deutsche Ableger von ebay bereits einen ersten Anstieg an Treffern für den Suchbegriff "Papst". Das monatliche Mittel liegt nach Auskunft einer Sprecherin bei 10.000 Angeboten. Mit Stand von Mittwochmittag sind mehr als 11.300 Treffer zu verzeichnen. Deutlich eingrenzen lässt sich die Suche mit der Kombination "Papst Rücktritt". Doch selbst dann listet ebay mehr als 200 "aktive Angebote".

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Da ist zum Beispiel ein findiger Geschäftsmann, der eine eigene Kleiderkollektion anbietet: T-Shirts, Langarm-Leibchen und Kapuzenpullover für Sie und Ihn mit einem Kreuz und Pontifex-Silhouette, darunter der Slogan: "Wir waren Papst". Wenig originell, aber die "Wir sind Papst"-Schlagzeile der "Bild"-Zeitung nach der Wahl von Benedikt XVI. ist bei Käufern und Verkäufern anscheinend noch präsent genug. A propos: Auch besagte Originalausgabe vom 20. April 2005 steigt im Kurs. Für 99 Euro bietet sie User bernd10000 zum Verkauf und wirbt mit einem Sonderbonus. "Außerdem bekommen Sie noch ein Exemplar der 'Bild' vom 12.02.2013 des historischen Rücktritts dazu." Anderen Verkäufer fordern sogar bis zu 500 Euro.

"Heiliger Strohsack! Morgen kündige ich!"

Ein erstaunliches Phänomen: Da werden Printmedien seit Jahren totgesagt - aber sobald es darum geht, einen historischen Moment festzuhalten, steigt offenbar das Interesse an Gedrucktem. Das zeigt auch ein Abstecher auf ebay.com, die internationale Seite des Auktionshauses. Unter den seit der Rückzugsankündigung von Benedikt XVI. am Montag eingestellten Gegenständen befand sich eine Originalausgabe der Vatikanzeitung «L'Osservatore Romano» vom 11. Februar 2013 mit der Nachricht vom Amtsverzicht auf der Titelseite.

Die achtseitige Nachmittagsausgabe "in exzellentem Zustand" fand für 69 US-Dollar (rund 52 Euro) allem Anschein nach rasch einen Liebhaber: Das Angebot war am Mittwoch schon nicht mehr auffindbar. Preiswerter käme ohnehin mit 15,58 US-Dollar (11,60 Euro) die Dienstagsausgabe der italienischen Tageszeitung "Il Giornale". Sie berichtete unter der Überschrift "Amen" von dem Ereignis.

Der Papst sagt Servus

Es ist ein historisches Ereignis: Am 11. Februar hat Benedikt XVI. angekündigt, zum 28. des Monats zurückzutreten. Katholisch.de dokumentiert die Rücktrittserklärung im Wortlaut und präsentiert weitere Informationen und Hintergründe.

Teurer Teddy

Ebenfalls für einen schmalen Taler zu haben: das inzwischen berühmte Blatt des Cartoon-Kalenders aus dem Berliner Espresso-Verlag. Der 10. Februar zeigt den Papst beim Lottospiel mit sechs Richtigen und passender Superzahl, darüber in einer Gedankenblase der Ausruf: "Heiliger Strohsack! Morgen kündige ich!" Das Ausgangsgebot für diesen auf der deutschen ebay-Seite angebotenen Artikel liegt bei einem Euro.

Zu den weiteren Kuriositäten zählen ein "Papst-Teddybär" ("brandneu" und "unbenutzt") von Steiff für 515 US-Dollar (385 Euro), "Rücktritts-Rosenkränze" in limitierter Auflage zum Stückpreis von 9,99 US-Dollar (7,45 Euro) sowie eine Papst-Wackelpuppe für 19,99 US-Dollar (14,90 Euro). Letztere wird als "politisches Erinnerungsstück mit Aussicht auf Wertsteigerung" beworben.

Fast schon Klassiker sind da Briefmarken- und Münzsätze aus aller Herren Länder. Auf der deutschen ebay-Seite bietet ein User unterdessen auch Historisches feil: eine "original signierte Fotokarte Kardinal Ratzinger SELTEN". Der Startpreis für die Schwarz-Weiß-Aufnahme liegt bei 199,99 Euro.

Ob das alles mit dem menschlichen Jagd- und Sammeltrieb zu tun hat? Durchaus, findet der Kölner Psychologe Peter Groß. Hinzu kämen die Gesetze des Marktes von Angebot und Nachfrage: "Jetzt wird Benedikt XVI. und alles, was mit ihm zu tun hat, noch einmal ganz wertvoll, weil er geht."

Von Joachim Heinz (KNA)